30.11.2019

Schlüssel-Meditation

Auf dem Tisch liegt eine möglichst gleichmäßig gefärbte Decke, darauf der Schlüssel der eigenen Zimmertür.

Was siehst Du?
Ein Metallstück, eine kleine runde Stange, oben eine Öse, unten ein gezackter Ansatz. Das ist alles, was diese einfache Realität des Schlüssels vor mir zeigt.

Nun laß diesen Gegenstand auf Dich wirken
Ist er so nicht sinnlos? Er kommt erst zu seinem Sinn, wenn ein Schloß da ist.
Ein Schloß an einer Tür oder einem Deckel.
Die Tür muß Abschluß eines Raumes, der Deckel Verschluß eines Kastens sein.
Ein Mensch muß dieses Eisenstück als Schlüssel gebrauchen.
Erst durch all diese Beziehungen und Funktionen wird das Stück Metall vor mir wirklich das, was es ist, ein Schlüssel.

Welche Erlebnisse und Erfahrungen hast Du mit einem Schlüssel gemacht?
Mit meiner Zimmertür – von innen, von außen verschlossen. Ich im Zimmer – ich draußen – Sicherheit, Ungestörtheit, Gefangensein, Freisein, Ausgeschlossensein. Ich lasse eine ganze Welt von Schlüsseln in mir aufleben: Schreibtischschlüssel – Autoschlüssel – Haustürschlüssel. Was bedeuten sie für mich?

Jemandem etwas erschließen
Eine Landschaft – ein Kunstwerk – einen Text – einen Sinnzusammenhang. Wo habe ich das erfahren?

Einen verschlossenen Menschen „aufschließen“
Wem bin ich Schlüssel?
Welche Befreiung, ein verschlossenes Gesicht zu öffnen, sich jemandem zu erschließen.
Habe ich jemandem etwas erschlossen?
Wer hat mir etwas aufgeschlossen?
Wer ist mir Schlüssel zu einem Problem?

Sich Gott „erschließen“
Dafür muß Gott uns aufschließen. „Da schloß der Herr der Lydia das Herz auf, da sie den Worten des Paulus aufmerksam lauschte.“ (Apg 16,14)
Erinnere ich mich an Tiefenvorgänge, in denen sich Gott mir erschlossen hat?
Von Christus heißt es in einer O-Antiphon: „O Schlüssel Davids, du öffnest und niemand kann schließen, du schließt, und niemand kann öffnen“.
Immer wieder neu kann der Schlüssel, der vor mir auf meinem Tisch liegt, sich mir offenbaren. Immer weiter und höher steigen die sinnspürenden Bedeutungen des Schlüssels in mir auf, holen Weites, Hohes und Tiefes ein und kehren zu mir mit geheimer Sinnfülle zurück.