Muße
Bei den Römern hieß Muße „otium“ und Arbeit „negotium“, also „Nicht-Muße“. Von Muße ist Müßiggang zu unterscheiden. Muße ist eine Grundlage der abendländischen Kultur.
Der englische Arzt und Philosoph John Locke (1632-1704) formulierte: „Arbeit um der Arbeit willen ist gegen die Natur.“
Aber manche Menschen leben die Arbeit um der Arbeit willen. Für sie besteht Muße lediglich in einer Arbeitspause. Manchmal verstehen sie selbst diese als Trägheit oder Müßiggang.
Muße bedeutet nicht Pause vom Arbeitstag, um Kraft für den nächsten zu schöpfen.
Professor Josef Pieper (1904-1997) sagte in seiner Antrittsvorlesung im Sommer 1946 an der Universität Münster: „Muße heißt feiern. Muße empfängt ihren Sinn von ebendort her, von wo her das Fest und die Feier ihren Sinn empfangen. Das aber ist der Kult! Es gibt kein Fest, das nicht aus dem Kult lebte! […] Für die Bibel nicht anders als für die Antike bedeutet Arbeitsruhe dies: daß bestimmte Tage und Zeiten „in das ausschließliche Eigentum der Götter“ überwiesen werden.“ Weiterhin erwähnt er, es gehe vom Kult her um einen „aus dem werktäglichen Bereich herausgesonderten Fest-Zeitraum“.
Die Muße ermöglicht uns, den „Seinsgrund“ unseres Lebens zu finden und so das Göttliche in uns zu erfahren.