
25.6.2021
Mystik heute
Die mystische Seite des Christentums ist weitgehend verlorengegangen. Den Kirchen ist es heute wichtiger, gesellschaftspolitisch zu wirken. Das ist auch gut so. Doch es überdeckt die spirituelle Dimension des Glaubens. Besonders in der Feier der Gottesdienste ist diese unzureichende Einseitigkeit schmerzhaft. In der Liturgie herrscht heute der Vorrang des Wortes. Aber das Transzendente, das Mystische läßt sich kaum erfahren. Es müßte über das eigene Ich und den Alltag hinausführen. Das Glaubensgeheimnis und die mystische Dimension sollten ins Zentrum der religiösen Wahrnehmung rücken.
Als Kaplan habe ich noch die „Tridentinische Messe“ gefeiert. Das möchte ich heute nicht mehr. Aber sie hatte etwas Geheimnisvolles.
Karl Rahner hat es schon 1966 zum Ausdruck gebracht: „Der Fromme von morgen wird ein Mystiker sein, einer, der etwas erfahren hat, oder er wird nicht mehr sein.“
Christliche Mystik ist eine Mystik des Leidens an Gott. So wurde zum Beispiel Johannes vom Kreuz von den eigenen Mitbrüdern eingesperrt.
Siehe auch Themenfeld „Mystik“.