gerade gestorben

22.4.2022

Neun Monate dauert normalerweise das Geborenwerden. Wie lange währt die Sterbephase?

Ergänzung zu „Die Kunst des Sterbens

Krankheitsbedingt gibt es ein plötzliches Sterben, wie zum Beispiel bei einem Herzinfarkt oder Schlaganfall. Normalerweise dauert ein Sterben auf Grund von Krankheit länger. Wer aber am Leben stirbt, erlebt eine ähnliche Phase wie in den neun Monaten vor der Geburt. Die Palliativmediziner nehmen das sehr ernst. Man spricht von einem „Sterbefasten“. Demnach ist der Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit freiwillig. Diese Entscheidung fällt allerdings bewußt im Leben und nicht erst im Sterben.

Wie die Geburt gehört das Sterben zu den gewaltigsten Prozessen, die der Mensch erleben kann. Wir brauchen neun Monate als Vorbereitung für unsere Geburt. Ebenso braucht das Sterben seine Zeit, weil der Transformationsprozeß, der sich dabei ereignet, seiner eigenen Zeit bedarf. Ein plötzlicher Tod ist wie eine Sturzgeburt. Gebären und Sterben benötigen die gleiche Hilfe.

Auf Grund der ständig steigenden Lebenserwartung und der dadurch zunehmenden Alterskrankheiten gilt es, sich Gedanken über die Gestaltung der Sterbephase zu machen. Irgendwann geht das irdische Leben zu Ende, und das sollte in Würde geschehen. Altern ist keine Krankheit, es beginnt bereits mit der vorgeburtlichen Entwicklung. Ich möchte am Leben und in Ruhe sterben; denn lebensverlängernde Maßnahmen halte ich für unmenschlich. Sie werden der Würde des Menschen nicht gerecht!