
20.1.2021
Nichts ist umsonst
Ein junger Mann ging zu einem Einsiedler, um von ihm das christliche Leben zu lernen. Nach längerer Zeit betrachtete er sich als Versager. Es sei alles umsonst gewesen.„Wenn du das so siehst“, antwortete der Alte, ,,dann mußt du wohl gehen. Aber zum Abschied tue mir noch einen Gefallen: Geh mit diesem Weidenkorb da zum Fluß und schöpfe mir Wasser.“
Der Schüler hielt das zwar für eine dieser unsinnigen Gehorsamsübungen, aber dem Lehrmeister zuliebe wollte er diese letzte Bitte nicht abschlagen. So ging er zum Fluß, schöpfte das Wasser, trug den Weidenkorb zum Meister, aber Wasser war keines mehr drin. Der Meister bat ihn, noch einmal zum Fluß zu gehen, immer wieder, insgesamt zehnmal. Die Bereitschaft, diesen sinnlosen Aufträgen Folge zu leisten, wurde immer geringer. Immer lustloser trottete er zum Fluß.
Nach dem zehnten Mal weigerte er sich und sagte: ,,Was soll das Ganze? Zehnmal ging ich, um Wasser zu schöpfen, und zehnmal war es umsonst.“ Da aber bekam er die Antwort: „Du hast Recht: Zehnmal bist du zum Fluß gegangen, hast Wasser geschöpft und doch keinen Tropfen zu mir gebracht. Aber schau dir den Korb an, der ist jetzt ganz rein.“
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Vieles erleben wir als unsinnig, als frustrierend. Immer wieder haben wir uns aufgerafft, neue Vorsätze gefaßt, und es hat doch so wenig gebracht – alles umsonst!
Dann aber stellt sich ein unerwarteter Erfolg ein, etwas, was wir gar nicht ins Auge gefaßt haben: der ganz reine Korb. Während wir mit dem Gehorsam beschäftigt waren, hat das Wasser das Gute bewirkt. Nicht durch unser Tun und Lassen. sondern durch IHN, durch Seinen Geist werden wir heil.
Siehe auch Impuls vom 26. Oktober 2018 – Umsonst.