
29.11.2019
O Schlüssel Davids
Zur Adventszeit gehören auch die sogenannten O-Antiphonen. Am 12. Dezember lautet sie:
O clavis David et sceptrum domus Israel; qui aperis, et nemo claudit; claudis, et nemo aperit; veni et educ vinctum de domo carceris, sedentem in tenebris et umbra mortis.
O Schlüssel Davids, Zepter des Hauses Israel – du öffnest, und niemand kann schließen, du schließt, und keine Macht vermag zu öffnen: O komm und öffne den Kerker der Finsternis und die Fessel des Todes!
Der Schlüssel ist ein Zeichen der Verfügungsgewalt. Wer den Schlüssel besitzt, kann Eintritt gewähren oder verwehren. Wem das Zepter verliehen wurde, dem ist alle Macht gegeben. „Komm und öffne den Kerker der Finsternis und die Fesseln des Todes.“ Dies ist die erschütterndste Adventsbitte. Es geht um die Existenzfrage unseres Lebens. Jeder kann sich in dieser Bitte wiederfinden. Auch wir sind im Kerker der Finsternis, in der Nacht unserer Seele. Für jeden Menschen gibt es Zeiten, in denen er durch das Dunkel wie durch einen Tunnel gehen muß. Wir kennen die Fragen, die kein Mensch uns beantworten kann, die Zweifel, die an unserem Herzen nagen, die innere Zerrissenheit, die Einsamkeit und die quälende Suche nach dem Willen Gottes für uns. Aus solcher Not erwächst der Schrei.
Wollen wir aus dem Kerker unseres Egos heraus?