7.4.2019

Passionszeit

Mit dem 5. Fastensonntag in der Farbe Violett, früher Passionssonntag genannt, beginnt die Passionszeit. Die Kreuzverhüllung wurde üblich wegen der romanischen Christusdarstellung, die ihn als König zeigt. In der gotischen Zeit war das Verhüllen wegen der Darstellung des „leidenden Gottesknechtes“ nicht notwendig.

Die Passionszeit ist verbunden mit einem Fasten der Augen und der Ohren.
Dem ersten dienen das Verhüllen der Kreuze durch ein Hungertuch, einen sogenannten „Schmachtlappen“, und der Verzicht auf Blumenschmuck.
Dem zweiten dient das Fehlen musikalischer Vor- und Nachspiele.

Foto: Klaus Herzog

Was wir stets sehen, übersehen wir leicht, die Verdeckung des Kreuzes fordert unseren Blick heraus. Was ist eigentlich dahinter?

In gewisser Weise ähnelt das verhüllte Kreuz einem eingepackten Geschenk. Die Hungertücher dienen heute weniger der Verhüllung des Altarraumes als vielmehr der sinnfälligen Meditation des Ostergeheimnisses.

All das erinnert an die Ikonostasen in der Ostkirche. Es geht um den Verzicht auf das Schauen.

 

Palmsonntag (Farbe Rot)

Es geht um die letzte Vorbereitung auf Ostern. Mit diesem Sonntag beginnt die Heilige oder Große Woche. Trauer ist nur die eine Seite der Medaille, die andere ist der Jubel für den König.

Der Leidende ist nicht Gegenstand unseres Mitleids, sondern unserer sieghaften Freude. Wir feiern die Passion Jesu als Sieg.

Die Prozession versteht sich als Bekenntnis zum Sieger am Kreuz. In ihm ist unser Weg vorgezeichnet. Es handelt sich um eine Absage an eine leidensfreie Gesellschaft. Es gibt zwar kein bequemes Christentum aber Hoffnung.

 

Gründonnerstag (Farbe Weiß)

Die Bezeichnung „Grün“-Donnerstag kommt vermutlich von „greinen – weinen“ und mag somit auf die Büßer verweisen, die an diesem Tag die Lossprechung von ihren Sünden bekamen. Anschließend wurden sie wieder als „virides“, als „lebendig Grünende“ oder Sündenfreie in den Schoß der Kirche aufgenommen. Der Gründonnerstag läßt außerdem auf das Frühlingsgrün deuten und den Brauch, an diesem Tag grüne Kräuter zu essen. Für die hl. Hildegard war die Viriditas, die Grünkraft, eine Grundkraft, welche der gesamten Natur, also Menschen, Tieren, Pflanzen und Mineralien innewohnen sollte.

Dieser Tag ist der letzte der mit dem 1. Fastensonntag begonnenen Quadragesima (40 Tage) und mit dem Abendmahlsamt der Beginn der drei österlichen Tage. Mittelpunkt der drei österlichen Tage ist die Osternacht. Sie enden mit der Vesper des Ostersonntags. Der Ostermontag zählt bereits zu den Tagen in der Osteroktav.

Früher gab es am Gründonnerstag drei Gottesdienste:
1. Bußgottesdienst, 2. Ölmesse, 3. Abendmahlsamt

1. Der Bußgottesdienst diente dem Zusammenschluß der Gemeinde für die Osterfeier durch die Rekonziliation der öffentlichen Sünder.

2. Die Ölmesse stand unter folgendem Leitsatz: „Im Bischof sehe man den Hohenpriester seiner Herde, von dem das Leben seiner Gläubigen in Christus gewissermaßen ausgeht und abhängt.“ (Vat. II)
Zu den bedeutsamsten Ausübungen dieser priesterlichen Vollgewalt des Bischofs zählt in der Ölmesse mit 12 Priestern (Dechanten) der Diözese, den Zeugen und Mitarbeitern des Bischofs, die Weihe des hl. Chrisams.

Geweiht werden Chrisam (Olivenöl und Balsam), Katechumenenöl und Krankenöl.

Foto: St. Martin Wegberg

Chrisam
Chrisam gilt als das kostbarste Öl, ihm ist Balsam beigemischt. Mit Chrisam wird bei der Taufe, bei der Firmung und bei der Priester- und Bischofsweihe gesalbt.

Ostern ist der eigentliche Tauftermin. Durch die Taufe wird der Täufling in das Paschamysterium des Sterbens und der Auferstehung Jesu eingegliedert.

In der Firmung wird durch die geistliche Salbung der Hl. Geist verliehen. Sie wurde früher unmittelbar mit der Taufe erteilt, und anschließend wurde direkt die Kommunion gespendet.

Die Salbung des Hauptes bei der Bischofsweihe verleiht Teilhabe an der königlichen, prophetischen und priesterlichen Würde Jesu Christi. Seit dem II. Vatikanischen Konzil wird auch bei der Priesterweihe Chrisam zur Weihe der Hände verwendet, davor war es Katechumenenöl.

Könige, Propheten und Priester wurden und werden mit dieser vollkommenen Substanz gesalbt, weil sie das Vollkommene und Höchste repräsentieren.

Ein armenischer Theologe formulierte: „Der Heilige Geist ist im Chrisam so gegenwärtig wie Christus in Brot und Wein.“

Auch Kirchenwände, Altäre und liturgische Geräte werden durch die Salbung mit Chrisam geheiligt.

Katechumenenöl
Katechumenenöl dient vorwiegend zur Salbung der Täuflinge. Es ist eine Stärkung gegen den Satan und die Sünde; denn Öl macht den Körper geschmeidig und gelenkig zum Kampf und erschwert dem Gegner ein festes bezwingendes Zugreifen.

Katechumenenöl wurde vor dem II. Vatikanischen Konzil auch bei der Priesterweihe verwendet.

Krankenöl
Salbung mit Öl ist ein urmenschlicher Akt der alten Volksmedizin. Sie bewirkt Stärkung der Kranken in Leiden der Seele und des Leibes. Die Krankensalbung symbolisiert den Beistand des Heiligen Geistes.
In byzantinischen Kirchen gibt es eine feierliche Spendung der Krankensalbung, wie sie inzwischen auch in der Westkirche wieder in Gottesdiensten vollzogen wird.

3. Abendmahlsamt

Kirche ist eher eine Dienst- als eine Feiergemeinschaft. Das Miteinander erweist sich im Füreinander und im Für-die-Anderen. Nicht Gemeinschaft als „Gleichgesinnte fühlen sich wohl“, sondern jeder bringt sich am Beispiel Jesu mit seiner Begabung ein.

 

 

 

 

 

Fußwaschung

Petrus muß sich sagen lassen: „Wenn du dich nicht waschen läßt, hast du keine Gemeinschaft mit mir!“ Es gilt: Nicht den anderen (Sündern) den Kopf waschen, sondern sich die Füße waschen lassen, beziehungsweise den anderen diesen Dienst erweisen.

 

Zur Fußwaschung nahm man früher als Zeichen geschwisterlicher Gemeinschaft Arme und Kranke. In Münster gab es dazu das 12-Männerhaus, in dem zwölf hilfsbedürftige Männer wohnten. Heute werden auch Frauen die Füße gewaschen. Papst Franziskus geht in Gefängnisse und wäscht Gefangenen die Füße.

Nach ältester Überlieferung gibt es eine Messe mit allen Priestern und Diakonen. Es gibt keine Kornrnunionspendung außerhalb dieser Messe, außer an Kranke. Die Hostien für Karfreitag werden mitkonsekriert.

Altarentblößung
Als es noch keine Kirchenräume gab, wurde der Altar zu jedem Gottesdienst aufgestellt und wieder abgebaut. Es geht um Passionssymbolik und österliche Reinigung der Kirche.

Am Gründonnerstag war die Priesterweihe der Apostel. Von daher stammt der enge Bezug zwischen Priestertum und Eucharistie.

Die Folge Gründonnerstag – Karfreitag – Eucharistiefeier entspricht in gewisser Weise Verlobung – Hochzeit – Jubiläum.

 

 

Anbetung am Ölberg – mit Jesus wachen

 

 

 

 

Ölbergandacht im Franziskanerkloster in Dietfurt im Altmühltal. Alles geschieht auf einer Bühne über dem Tabernakel. Die Bühne ist beleuchtet und die Kirche verdunkelt.

Rechts ist die lebensgroße knieende Christusfigur zu sehen, mit der der dreimalige Kniefall dargestellt wird, und dreimal kommt von oben der Engel herunter mit Kreuz und Kelch. Der Engel muß ein Junge sein. Dreimal singt er und beim dritten Mal reicht er der Puppe den Kelch. (Lk 22,35-38)

Zum Gründonnerstag in Rom siehe KATHOLISCHES vom 28. März 2019 – Papst Franziskus und die systematische Unsichtbarkeit des Gründonnerstags.

In diesem Jahr geht der Papst ins Gefängnis von Velletri.

 

Karfreitag (Farbe Rot)

Das althochdeutsche Wort kara – Klage, Kummer, Trauer liegt dem Begriff Karfreitag zugrunde. Er ist neben dem Aschermittwoch Fast- und Abstinenztag. Es geht um den Verzicht auf Fleischspeisen. Das Karfreitagsfasten endet mit der Osternacht.

Das Kreuz macht bewußt, daß Erlösung gratis ist, aus Gnade geschenkt, und uns nicht auf Grund unserer Verdienste zusteht. Wovon wollen wir erlöst werden?

Warum mußte Jesus sterben? Weil er den Gottesglauben konsequent gelebt hat, das heißt wegen seines Verhältnisses zum Gesetz und zur Gesetzestreue.

Wozu mußte Jesus sterben? Zur Sühne für unsere Sünden, das heißt, um uns zu erlösen.

Gut ist der Mensch, weil er von Gott erschaffen ist. Aber er lebt nicht immer entsprechend. Es reicht nicht, sich möglichst gesetzeskonform zu verhalten. Das Handeln des Christen sollte aus Liebe geschehen.

Die drei Teile des Karfreitagsgottesdienstes
1. Wortgottesdienst bis Fürbitten

Zwei Lesungen und Passion (immer das 4. Evangelium nach Johannes)
Feierliche Fürbitten in der langen Form, wie früher in jeder Eucharistiefeier üblich. Seit dem II. Vatikanischen Konzil wieder in jeder Messe möglich.

2. Kreuzverehrung

Jeder einzelne Gläubige kann das Kreuz berühren. Wir beten kein Holz an, sondern den Gekreuzigten. Gottesverehrung braucht äußere Zeichen.

Herbeibringen der Gaben – Gabenbereitung
Enthüllen des Kreuzes – Hochgebet
Kreuzverehrung – Communicatio = mit Christus Gemeinschaft aufnehmen

Die in den meisten Gemeinden zusätzlich stattfindende Kommunionausteilung verdunkelt den Prozeß der Kreuzverehrung.

3. Kommunionfeier
Ein Gottesdienst ohne Gabenbereitung/Opferbereitung, ohne Wandlung/Opferung, aber mit Kommunion/Opfermahl, der Tod ist die Opferung.
Seit dem 5. Jahrhundert kennt die Kirche am Karfreitag keine Eucharistie. Das Opfer Christi vollzieht sich nicht in der Kommunionausteilung, sondern in der Feier der Eucharistie. Auf diese wird im Sinne des Fastens verzichtet, um den Schmerz durch den Verzicht auf den Trost der Eucharistie spürbar und das Aushalten von Gottesferne erfahrbar zu machen. So wird einmal im Jahr die Würde eines „Wortgottesdienstes“ herausgestellt.

Die Kreuzverehrung erfolgt als Antwort der Gemeinde auf die Verkündigung.

Während das Bußfasten am Aschermittwoch und in der folgenden Fastenzeit geübt wurde, ist am Karfreitag das Osterfasten der Gipfel der Vorbereitung auf das Osterfest.

Karsamstag

Dieser Tag steht im Zeichen von Ruhe, Stille und Trauer.

Er ist nicht ganz liturgiefrei, sondern hat die Stundenliturgie. Er nimmt die Mittelstellung zwischen der Feier des Leidens und der Auferstehung ein. Er ist das Postludium des Karfreitags und das Präludium des Ostertages und wird bestimmt von Jesu Christi Heilshandeln.

Der heilige Samstag beinhaltet die Mitte des Paschamysteriums zwischen Erniedrigung und Erhöhung. Die Erniedrigung ist die letzte Konsequenz von Jesu Menschwerdung. Der Karsamstag ist kein reiner Trauertag; denn das Leiden und Sterben des Herrn erweisen sich als fruchtbar.

Die Perspektive des Karsamstags liegt schon in der Feier der Auferstehung. Begräbnis und Grab bestätigen Jesu Tod. Jesus wird in ein neues Grab gelegt (Joh 19,41- 4 2), das heißt zunächst, daß das Grab noch nicht benutzt worden ist. Symbolisch bedeutet es: „Mit diesem Grab wird alles neu.“ Seit dem neuen Grab hat sich Grundlegendes und Umwälzendes in der Welt getan. Der Grabstein begräbt nicht mehr alle Träume unter sich, sondern durch Gottes Schöpfermacht erwächst neues Leben, neue Hoffnung.

Der Karsamstag hat zwei Komponenten. Es gilt weiterhin das Fasten vom Karfreitag mit Wachen und Beten, während mit der Eröffnung der Osternacht der dritte Tag anbricht.

Osternacht (Farbe Weiß)

Ihr Zeichen ist das Wachen auf den Herrn. Die Kirche lebt zwischen Aussaat und Ernte. Sie ist das Sakrament des Reiches Gottes, nicht schon das Reich Gottes selbst. Als Antwort auf das Dunkel der Nacht ertönt der Ruf des Diakons „Lumen Christi – Licht Christi!" Das „Halleluja!“ begleitet als Kernmelodie die gesamte Osterzeit.

Die Liturgie hat vier Teile:

1. Lichtfeier

 

Sie ist aus der Begrüßung des Lichtes beim Entzünden entstanden. Die „heiligen Reste“ des Jahres (Palmzweige, Watte u. a.) sind Bestandteile des Osterfeuers.

Das Licht wurde früher aus einem Stein geschlagen. Christus ist das in der Osterkerze erstrahlende Licht.

 

 

 

 


2. Wortgottesdienst

Er ist eine Zusammenfassung des Stoffes für das Katechumenat. Bei einer Taufe werden nun, sofern noch nicht zuvor geschehen, die vorbereitenden Riten vorgenommen.

Zum Gloria ertönt die Orgel wieder mit einem feierlichen Osteralleluja.

3. Tauffeier

 

 

Wasser ist ein starkes Zeichen für die Dynamik des Übergangs, es ist lebensgefährlich und doch lebenspendend.

Bei der Tauffeier in der Osternacht kommen die Gläubigen in Kontakt mit dem Oster- oder Taufwasser und können so ihre eigene Taufe erneuern. Das ist eine Ratifizierung dessen, was die Eltern und Paten mit uns und für uns gemacht haben.

4. Eucharistiefeier
Sie beginnt mit der Gabenbereitung und umfaßt den Osterglauben, das Ostergeheimnis.

Es gibt keine Zeugen für das wirkliche Geschehen der Auferstehung. Was zum Beispiel hätte eine Kamera im Grab beim Übergang vom belegten zum leeren Grab aufnehmen können? Es gibt nur Zeugen, die eine eigene persönliche Glaubenserfahrung mit dem Auferstandenen haben. Die erste Zeugin ist Maria Magdalena.