
Pfingstsonntag im Jahreskreis A – Erfüllung mit dem Hl. Geist (31.5.2020)
Wer ist dieser Heilige Geist?
Schriftstellen:
Erste Lesung: Apg 2,1-11
Zweite Lesung: 1 Kor 22,3b-7.12-13
Evangelium: Joh 20,19-23
Wer ist dieser Heilige Geist? Der „33-Tage-Papst“ Johannes Paul II. (1978) wagte öffentlich ein Wort, das die Theologen erschrecken ließ: „Er ist Vater. Mehr sogar, Gott ist Mutter, die uns nicht weh tun möchte.“
Künstler haben Ähnliches in der St.-Jakobus-Kirche von Urschalling im 14. Jahrhundert geschaffen, als sie den Heiligen Geist, wenn auch umstritten, als Frau darstellten. Zu „ihrer“ Rechten befindet sich Gottvater mit weißem Bart und zur Linken der Gottessohn mit braunem Bart. Beide wenden sich dem bartlosen Heiligen Geist mit langem hellbraunem Haar zu.
Hinter all dem steht die Frage, ob es richtig ist, Gott als Mann zu verstehen. Da die monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam in der Zeit des Patriarchates entstanden sind, wurde diese Person (Jahwe, Gott, Allah) ein Mann – meistens ein alter Mann mit Bart. Gott hat aber kein Geschlecht. Schon in der Frühzeit formten sich die Menschen Götterbilder nach ihrer eigenen Gestalt. Hätten wir Menschen Flügel wie Vögel, hätte Gott sie auch. Was das Universum betrifft, so können wir es uns weder als etwas Unendliches vorstellen, noch ist es für uns in seiner Gesamtheit ein Gegenstand möglicher Erfahrungen; die Wissenschaft drückt es in mathematischen Kodierungen aus. Für Transzendentes aber hat sie keine Meßgeräte.
Die früheste Bezeichnung für den Heiligen Geist war „wiho atum“, erst im 8. und 9. Jahrhundert und endgültig mit Martin Luther (1483-1546) setzt sich der Begriff Geist durch. Geist und Hauch haben in einigen Sprachen einen einzigen Begriff, „spiritus“ im Lateinischen, „pneuma“ im Griechischen, „ruach“ im Hebräischen und „duch“ im Russischen. Im Japanischen bedeutet „iki“ zugleich Hauch und Leben.
Gestalterisch wurde aus dem Heiligen Geist eine Taube. Aber in der Bibel ist mehr das Schweben einer Taube gemeint als die Taube selbst. So malte es Tilman Riemenschneider (1460-1531).