
23. Sonntag im Jahreskreis C – Nachfolge (8.9.2019)
Schriftstellen:
Erste Lesung: Weis 9,13-19
Zweite Lesung: Phlm 9b-10.12-17
Evangelium: Lk 14,25-39
Wir verallgemeinern oft und drücken so auch unserer Gesellschaft ein Etikett auf. Eines davon ist „Spaßgesellschaft“. Alles, was ich tue und erlebe, muß Spaß machen. Bei Kindern mag man das noch durchgehen lassen, aber bei Erwachsenen?
Viele Berufe leiden an Nachwuchsmangel, weil die Tätigkeit nicht unbedingt viel Spaß verspricht.
„Boh, das ist ja ganz schön heftig, was Jesus da verlangt!“, sagte ein junger Mensch zum heutigen Evangelium. Er nahm allerdings an, Jesu Forderung gelte für ein Leben als Priester oder Ordenschrist. Jesus aber erhebt diesen Anspruch für alle, die ihm nachfolgen wollen. Was Jesus fordert, sind Bedingungen des Christseins. Als dem jungen Menschen das klar wurde, äußerte er: „So etwas gibt es? Dann mache ich bei dem Verein nicht mit.“
Jesu Forderungen, alles zu verlassen und unser Kreuz zu tragen, nachzukommen, ist kaum noch gefragt, die heutigen Devisen lauten unter anderen: „Ich will mehr haben! Es darf nicht weh tun!“
Kann ich denn glücklich werden, wenn ich alles verlasse? Gegenfrage: Kann ich denn glücklich werden, wenn ich alles habe? Nein! Denn: An allem ist etwas zu wenig. Wahres Glück liegt nicht im Haben, sondern im Sein.
Wir arbeiten auf eine leid- und schmerzfreie Gesellschaft hin. Es kommt bereits vor, daß Frauen, die ein behindertes Kind austragen, mit dem Argument diskriminiert werden; sie hätte sich nach der Diagnose davon trennen können.
Ob aber nicht Leid und Not auch Liebeskräfte freisetzen? Ich hörte von einer Mutter mit zwei Kindern, von denen das eine schwerstbehindert ist, sie habe dem gesunden Kind gegenüber manchmal ein schlechtes Gewissen, weil sie dem behinderten so viel Liebe und Aufmerksamkeit schenke.
„Lehrjahre sind keine Herrenjahre!“ Man spricht von einer „Ochsentour“, wenn jemand seinen Weg „von der Picke an“ nach oben macht. Wir kennen die Sprichwörter „Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt“, „Per aspera ad astra – Über rauhe Pfade zu den Sternen“ und auch das Bibelwort „Mußte nicht der Messias all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen?“. (Lk 24,26)
Aber wir wollen diese Gesetzmäßigkeit nicht anerkennen. Somit wird unsere Lage sich verschlimmern, wie es nach jeder Revolution geschieht, wenn sie nicht eine der Liebe ist.
Jesus schafft das Joch nicht ab, aber er zeigt uns, wie es leichter werden kann: „Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht.“ (Mt 11,30)
Das liegt aber nicht an einer Verringerung des Gewichts, sondern an einer Änderung der Einstellung. Jakob mußte nochmals sieben Jahre dienen, um Rachel zu bekommen, nachdem ihm die triefäugige Lea, die er nicht begehrte, untergeschoben worden war. Auf Grund seiner Liebe, die er für Rachel empfand, vergingen ihm die sieben Jahre wie wenige Tage (vgl. Gen 29).
Wir sollten Leid und Not aber auch nicht selbstquälerisch annehmen: „Es geschieht mir gerade recht, wenn mir das passiert!“ Ebensowenig ist es angebracht, anderen ein schlechtes Gewissen zu machen: „Es geschieht meiner Mutter gerade recht, wenn mir die Hände abfrieren, soll sie mir doch Handschuhe stricken!“
Die Welt, in der wir leben, ist weder ein Paradies noch eine Hölle, aber wir können sie zu beidem machen. Meist ist sie „sowohl – als-auch“. Viel liegt an unserem Blickwinkel, wie zum Beispiel bei der Beantwortung der Frage, ob die Flasche schon halb leer oder noch halb voll ist. Denken wir positiv, vor allem über das Ende. Es wird alles gut werden, wohin wir auch gehen oder getrieben werden, wir gehen immer nach Hause! Und das ist das Haus unseres Gottes, der uns liebt wie eine liebende Mutter und ein liebender Vater.