
29.1.2020
Rhythmus des Lebendigen
Zur Gesetzmäßigkeit unserer Wirklichkeit und unseres Lebens gehört die Polarität. Ein Pol erzwingt gleichsam seinen Gegenpol, um ganz und vollständig zu sein. Der Mensch ist in Gefahr, einen Pol abzuspalten und den anderen absolut zu setzen.
Der Wechsel zwischen den zwei Polen erzwingt den Rhythmus, das Grundmuster des Lebendigen. Das sogenannte große 3. hermetische Prinzip der Schwingung lautet: „Nichts ist in Ruhe, alles bewegt sich, alles ist Schwingung.“ Wir wissen heute, daß sogar das, was wir für fest halten, schwingt. Nur merken wir es nicht. Die verschiedenen Phänomene des Universums unterscheiden sich voneinander lediglich durch ihren Schwingungsgrad, gehorchen aber alle dem gleichen Gesetz.
Diese Gesetzmäßigkeit läßt sich auf den Wach-Schlaf-Rhythmus übertragen. Die Natur im Rhythmus der Jahreszeiten ist Ausdruck von Beständigkeit in allem Wechsel.
Die Zivilisation hat sich auf Bequemlichkeit eingerichtet. Was weiß sie von dem Rhythmus und den Strömen der Erde? Sie kennt nur den Takt der Maschinen, vor allem den der Computer.
Aber Leben ist Rhythmus. Im rhythmischen Zeitablauf des Jahres hat jeder Monat seinen besonderen Charakter, ebenso haben in jedem Monat jede Woche und in jeder Woche jeder Tag ein eigenes Gepräge. Bei allem Wandel und Wechsel der Zeit müssen Konstanten vorhanden sein. Wir brauchen den Rhythmus des Wiederkehrenden, das uns vertraut ist.
Unseren eigenen inneren Rhythmus können wir nur durch Bewegung entdecken, so zum Beispiel beim Gehen, wenn wir uns Schritt für Schritt fortbewegen, unsere Leistungsfähigkeit erlangen und unseren Rhythmus dem der Erde anpassen.
Leben und Sterben entsprechen in gewisser Weise dem Rhythmus von Ein- und Ausatmen. Auch hier erzwingt der eine Pol seinen Gegenpol: Das Leben erwirkt das Sterben und das Totsein. Der Tod bedeutet jedoch nicht „Nichtsein“, sondern er ist eine andere gegenpolige Form des Seins. Diesbezüglich versagt unser Wissen, und es gilt unser Glaube, der in den verschiedenen Religionen ein jeweils anderer ist. Für uns Christen geschieht im Sterben eine Verwandlung in die Ewigkeit. Diese ist verbunden mit dem „Fegefeuer“, das darin besteht, Stellung zum eigenen Leben zu nehmen und den Schmerz des Schuldiggewordenseins als Läuterung zu ertragen, um letztendlich ganz der Ewigkeit anzugehören, in der alle Gegensätze zusammenfallen.
Viele Menschen glauben in verschiedenster Weise an eine Reinkarnation. Für sie vollzieht sich der Rhythmus von Leben und Sterben so lange, bis das Karma, die Folge des Fehlverhaltens zu Lebzeiten, abgebüßt und das Nirwana erfahrbar ist.
Aus dem Klappentext des Buches „Der Stern der Weisen – Vom Rhythmus der Grossen Konjunktion Saturn-Jupiter“ von Walther Bühler (1913-1995):
„Die Überschau der hier konkret untersuchten Konstellationsrhythmen der großen Planeten Saturn und Jupiter enthüllt übergeordnete kosmologische Zusammenhänge, die für die Geistesgeschichte der Menschheit von Bedeutung sind.“
Glück läßt sich finden, aber es zu behalten ist eine Kunst. Wie Rhythmus Unterschiede gebiert, so macht Wechsel den Zustand des Glücklichseins aus; es kann sogar in der Vorfreude liegen. In Antoine de Saint-Exupérys (1900–1944) Buch „Der kleine Prinz“ empfindet der Fuchs bereits Glück, wenn er weiß, wann der Freund kommt.
Zur Zeit gehört der Rhythmus wie der Wechsel zum Glück.
Durch Zeit und Raum erfahren wir die irdische Wirklichkeit. Es ist kaum vorstellbar, daß irgendetwas lange Zeit ohne den Rhythmus der Zeit verläuft.
Wir sollten uns Oasen schaffen, in denen wir nicht von einer äußeren Uhr, sondern von uns selbst und unserer inneren Uhr, unserem eigenen Rhythmus bestimmt werden, eine Zeit, in der wir den erfüllten Augenblick erleben können.
Der Rhythmus repräsentiert die Große Mutter, aus der alles Lebendige entspringt und in die alles Leben wieder einmündet, er verkörpert das Werden und Vergehen im Jahres- und Lebenslauf.
Siehe auch Impuls zum 29. März 2019.