
7.9.2022
Schlafen zu können, ist eine Gnade
und keine Leistung aus eigener Kraft
SCHLAFEN
Christoph Wilhelm Hufeland (1762-1836):
Schlaf ist des Menschen Pflanzenzeit,
wo Nahrung, Wachstum baß gedeiht
und selbst die Seel’ vom Tag verwirrt
hier gleichsam neu geboren wird.
Die Nacht ist nicht die Abwesenheit des Tages, sondern eine Art Freiheit. Abgewandt von der Sonne, sehen wir entfernte Galaxien. Wir sind nicht länger sonnenblind gegenüber dem sternenbedeckten Universum, in dem wir leben. Die Nacht ist der heilige Raum, in dem Gott zu uns spricht.
Schlaf ist wie Essen und Trinken ein Grundbedürfnis des Menschen. Unser Leben im Schlaf ist ein ebenso wichtiger Aspekt unseres wahren Selbst wie unser Leben im Wachzustand. Im Schlaf ist das seelisch-geistige Wesen aus seiner Verhaftung an das leibliche Normensystem weitgehend herausgelöst und schöpft in der geistigen Heimat der Seele neue Kräfte.
Vermutlich taucht der Mensch im Schlaf in eine nur der Psyche zugängliche Welt ein, ebenso wie beim Erwachen in die den physischen Sinnen erfahrbare.
Der Mensch kann eher länger hungern als nicht schlafen. Bereits nach 48 durchwachten Stunden ist er so müde, daß er in Ruhestellung innerhalb von 10 Sekunden einschläft. Nach vier bis fünf Tagen und Nächten ohne Schlaf kommt es zu Wahnvorstellungen, nach einer Woche können Geisteskrankheiten ausbrechen, nach etwa zwei Wochen totalen Schlafentzuges droht der Tod. Schlafentzug dient als besonders grausame Foltermethode.
Schlaf kann ein Segen sein, wenn er tief und fest ist, aber ein Fluch, wenn er beharrlich flieht. Vor allem aber ist er ein großes Rätsel; denn immerhin nimmt er ein Drittel der Lebenszeit in Anspruch. Die größte Bedeutung scheint einer Art von „innerer Uhr“ zuzukommen, die den Menschen, unabhängig von äußeren Einflüssen, zu bestimmten Zeiten müde werden läßt.
Am besten schläft man bei sinkender Körpertemperatur, diese fällt nachmittags ab und hat in den frühen Morgenstunden ihren Tiefpunkt, zu diesen Zeiten erhöhte Temperaturen deuten auf Fieber hin.
Wachen und Schlafen sind wie Ausatmen und Einatmen auf höherer Ebene. Sie gehören zu den großen Rhythmen des Lebens. Der auffallendste Naturrhythmus ist der Tag-Nacht-Rhythmus. Mit dem Aufgehen der Sonne erwacht auch die Natur und mit ihr der Mensch sowie die meisten höheren Tiere; auch die Blüten öffnen sich dem Sonnenlicht. Der Mensch kann nur bis zu einem gewissen Grad gegen diesen Rhythmus revoltieren.
Schlaf ist eine Art von Energiesparmaßnahme des Körpers; denn Stoffwechsel und Wärmeabgabe werden reduziert. Über die Ruhephase und Pause hinaus ist der Schlaf eine aktive Heilphase und ein gesundheitserhaltender und lebensverlängernder Faktor für alle Lebewesen. Er ist durch eine einzigartige, zu keiner anderen Tageszeit erreichte Mischung der Hormone gekennzeichnet. Dazu gehört das körpereigene Schlafhormon Melatonin.
Schlaf ist ein Zustand gesteigerter immunologischer Aktivität und so die beste Medizin. Das Schlafbedürfnis wird ausgelöst durch einen chemischen Impuls aus dem Immunsystem. Üppige Mahlzeiten und Infektionen erhöhen das Schlafbedürfnis. In beiden Fällen muß das Immunsystem Schwerstarbeit leisten. Bei einer Ansteckung verursachen Bakterien und Viren das gesteigerte Verlangen nach Schlaf, bei einer opulenten Mahlzeit gegebenenfalls auch Fremdstoffe im Essen. Nach einem Schlafentzug befinden sich im Körper Mengen von Bakterien. Für deren Entsorgung bekommt das Gehirn den chemischen Befehl „abzuschalten“.
Aristoteles betrachtete den Schlaf als Folge und Abschluß der Verdauung. Ein lateinisches Sprichwort lautet: „Post coenam stabis, seu passus mille meābis – Nach dem Essen sollst du ruhn oder tausend Schritte tun!“ Ballaststoffe unterstützen den Darm bei der Bildung von Abwehrzellen, die im Schlaf den Körper entgiften.
Der Schlaf ist kein gleichförmiger, passiver Zustand; denn das Gehirn schaltet nicht ab, sondern die Gehirnzellen schalten ohne erkennbaren Grund um und bleiben in veränderter Form aktiv, worüber vor allem die Träume Auskunft geben. Im Schlaf „arbeitet“ auch die rechte Gehirnhälfte, die im Wachzustand weniger agiert. Im Traum sind also beide Gehirnhälften tätig. Das im Schlaf handlungsreiche Gehirn trägt vielfältigen Nutzen. Es verarbeitet tagsüber aufgenommene Daten, verknüpft Neues mit Vorhandenem und speichert es, Überflüssiges aber löscht es aus dem Gedächtnis. Somit erholt sich der Mensch, weil sich im Schlaf das ereignet, was im Wachzustand zu kurz kommt.
Ermüdung ist ein Zeichen dafür, daß sich Abbauprozesse im Wachsein nicht ausgleichen können. Durch den Genuß von Kaffee, Tee oder anderen Mitteln werden sie lediglich überlagert. Im Schlaf vollzieht sich die unerläßliche Aufbauphase. Bei verändertem Schlafrhythmus verändern sich auch leibliche Funktionen.
Vom Wachen zum Schlafen
Für die Polarität „Frau und Mann“ gibt es den die beiden Pole zusammenfassenden Begriff „Mensch“, für die Polarität „Tag und Nacht“ aber gibt es in unserer Sprache keine die Pole verbindende Bezeichnung.
Wir sagen heute zum Beispiel: „Der Kurs dauert acht Tage“, wobei wir auch die Nacht mit einbeziehen. Cäsar zählte nach Nächten. Auch Kinder tun das, wenn sie auf ein bevorstehendes Ereignis sehr gespannt sind, und verkünden freudig: „Noch zweimal schlafen!“
Tag und Nacht gehören zusammen; denn wir können nicht eindeutig bestimmen, wann die Nacht endet und der Tag anfängt. Für die Juden beginnt die Nacht um 18.00 Uhr, die 12. Stunde, und der Tag um 6.00 Uhr. Unsere Festlegung für den Beginn des neuen Tages auf 00.00 Uhr ist eine willkürliche Grenze.
Da wir keine nachtaktiven Lebewesen sind, gehört bei uns die Nacht dem Schlaf und der Tag dem Wachsein und unseren Aktivitäten. Die Polarität „Bewußtes und Unbewußtes“ kann in ihren Schwerpunkten der Polarität „Tag und Nacht“ zugeordnet werden. Der Traum ist eine Äußerung des Unbewußten und findet so im Schlaf statt.
Es gibt keine scharfe Grenze zwischen Wachen und Schlafen. Ein Hymnus aus den Anfängen des christlichen Glaubens beginnt mit den Worten: „Die Mitte der Nacht ist der Anfang des Tages.“
Die Zeit war früher den sichtbaren Rhythmen der Natur angepaßt. Laut Überlieferung zählten burmesische Mönche den Tagesanbruch von dem Moment an, in dem es so hell war, daß sich die Venen auf dem Handrücken abzeichneten.
Heute wird die Zeit nicht mehr von der Natur bestimmt. Die Sekunde wird durch periodische Zustandsänderungen des Caesium-Atoms so genau getaktet, daß die Atomuhren unseren Zeitablauf wesentlich genauer bestimmen als der Wechsel von Tag und Nacht. Ab und zu ist eine Schaltsekunde notwendig, und zwar wenn die Erdrotation sich verspätet.
Es gibt während des Wachens Schlafphasen und während des Schlafens Wachphasen. Neben dem Nachtschlaf gibt es gegen 9.00, 13.00 und 17.00 Uhr, also etwa alle vier Stunden, einen Hang zum Tagschlaf.
Der kurze Mittagsschlaf, der eher einem Dösen entspricht, ist erholsamer als ein Tiefschlaf im Bett; denn danach braucht der Kreislauf eine gewisse Zeit, um wieder auf Touren zu kommen. Das Nickerchen hingegen ist kein eigentliches Schlafen, sondern eher eine Art von Schlafhypnose, bei der man sich nach außen abschottet. Physiologisch betrachtet, erschlafft die den Körper haltende und in Bewegung setzende Skelettmuskulatur. Die Blutgefäße werden derart entspannt, daß eine gleichmäßige Verteilung des Blutes im Körper erfolgt. Die rhythmischen Aktivitäten wie Puls und Atmung schalten dabei in eine Art Ruhegang.
Das allnächtliche Hinübergleiten in das Reich der Schatten vergleicht man oft mit dem Sterben und nennt es auch den „kleinen Tod“. Im Tod treten wir in eine andere Welt, ebenso auch im Schlaf. Es gibt keine scharfe Trennung von Diesseits und Jenseits, eher einen fließenden Übergang. Im Schlaf bestehen aber andere Raum- und Zeitgesetze.
Kriterien für einen gesunden Schlaf
Es ist sinnvoll, einen bestimmten Schlaf-Wach-Rhythmus einzuhalten, das heißt, möglichst zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen und auch wieder aufzustehen. Schlaf in der zweiten Nachthälfte und morgens verschlechtert die Stimmung am Tag. Für einen guten Schlaf sind die erste Nachthälfte und falls möglich auch der Mittagsschlaf wichtig, und das in einem Raum mit einer für den Schläfer angenehmen Temperatur. Außerdem sollte der Raum ruhig liegen und dunkel sein; denn helles Licht hemmt den Ausstoß des in der Zirbeldrüse gebildeten Schlafhormons Melatonin. Es dämpft die Psyche und unterdrückt die Geschlechtsfunktion.
Das Bett sollte in Nord (Kopfende)–Süd-Richtung stehen, weil das Magnetfeld der Erde in dieser Achse beruhigend wirkt.
Es empfiehlt sich eine einteilige, im Härtegrad dem Körpergewicht angepaßte Matratze, damit die Wirbelsäule ihre S-Form annehmen kann. Bei zu weicher Matratze hängt sie durch, bei zu harter Matratze verkrümmt sie sich, so daß in den Kapillargefäßen ein Blutstau eintritt.
Schlafen zu zweit auf einer Matratze verschlechtert den Schlaf; denn das häufige Ändern der Liegeposition (circa 20 bis 80 mal pro Nacht) unterbricht den Schlaf des Partners etwa 30 Sekunden lang und kann schlafstörender sein als eventuelles Schnarchen.
Kurzschläfer kosten den Tiefschlaf voll aus und verzichten auf den flachen Schlaf am Morgen, wohingegen Langschläfer durch Gewöhnung auf zwei Stunden Schlaf verzichten können. Wer sich wohlfühlt, braucht weniger Schlaf als derjenige, dem es schlecht geht. Manche Menschen versuchen, ihren Problemen durch Flucht in den Schlaf zu entgehen.
Es gibt Morgenmenschen (Lerche – 20%) und Abendmenschen (Eulen – 30%), die restlichen 50 Prozent sind Tagtypen. Sie sind sowohl am Vormittag als auch am Nachmittag leistungsfähig.
Wenn wir entspannt sind und nichts drängt, also innen und außen Ruhe herrscht, können wir länger schlafen. Auf den flacheren Schlaf gegen Morgen können wir am ehesten verzichten.
Schlafphasen
- Etwa zehn Minuten nach dem Zubettgehen erfolgt ein Absinken des Bewußtseins mit „Kleinen Träumen“, in denen Tagesreste aufgearbeitet werden. Der Atem wird allmählich ruhiger, die Muskeln erschlaffen, der Puls schlägt langsamer, und es kommt zu einem Verlust der Kontrolle über die Gedanken.
- Innerhalb der nächsten 8 Minuten döst der Schläfer. Die Stoffwechselaktivität sinkt, es kommt zu Zuckungen der Muskulatur. Ohne Störung geschieht ein Absinken in die 3. Schlafphase.
- Nach etwa 6 Minuten erfolgt ein halbtiefer Schlaf mit Veränderung der Herzfrequenz, des Blutdrucks, der Temperatur und des Atems.
- Der nun einsetzende Tiefschlaf ist geprägt von extrem langsamen Wellen im EEG. Statt der kurzen Alpha-Wellen des Wachzustandes mit zehn Schwingungen in der Sekunde, gibt es nun lange Delta-Wellen mit zwei Schwingungen pro Sekunde. Nach etwa einer halben Stunde setzen die „Mittleren Träume“ mit Bearbeitung von gegenwärtigen Problemen ein. Der Träumer bewegt sich kaum und atmet tief und fest. Alle Muskelreflexe sind außer Kraft gesetzt, so daß er keine unsinnigen Traumgedanken in die Tat umsetzen kann. Holt man einen Menschen aus dieser Phase heraus, zeigt er sich desorientiert. Am Ende der Tiefschlafphase nach etwa 40 Minuten beginnt ein „Feuerwerk elektrischer Impulse“, ein „Gewitter von Hirnstromimpulsen“. Es kommt zum „Traumschlaf“.
- Der „Traumschlaf“, die REM-Phase, auch paradoxer Schlaf genannt, ist gekennzeichnet von „Großen Träumen“ mit grundsätzlichen Botschaften für unser Leben. Es handelt sich um einen leichten Schlafzustand, der alle 90 Minuten auftritt und als eigentliche Traumphase 15 bis 20 Minuten dauert. Aber auch in den anderen Schlafphasen haben wir Traumerlebnisse. In der REM-Phase kommt der Kreislauf auf Touren, die EEG-Kurve zeigt Aktivität an, und die geschlossenen Augen bewegen sich (Rapid Eye Movement), wohingegen die Muskulatur inaktiv ist, da wir unsere Träume sonst wild um uns schlagend ausleben könnten.
Wenn man im falschen Moment aufwacht, fühlt man sich manchmal „wie gerädert“. Ideal ist es, aus der REM-Phase oder aus einer leichten Schlafphase aufzuwachen. Die Tiefschlafphase ist stärker auf die erste Nachthälfte konzentriert, der REM-Schlaf mit seiner regen Hirnaktivität tritt häufiger gegen Morgen auf.
Während der in der Regel traumlosen NON-REM-Phasen werden flüchtige Erinnerungen stufenweise in eine wahrnehmbare Form überführt. Da dies im Schlaf geschieht, treten die Inhalte nicht unbedingt wieder ins Bewußtsein.
Lärm läßt den Schlaf häufiger zwischen den einzelnen Schlafphasen springen. Menschen mit Depressionen träumen mehr und oft schon sofort nach dem Einschlafen. Die REM-Phase macht bei Kindern ein Drittel der Schlafdauer aus. Die Tiefschlaf- und Traumphasen werden mit zunehmendem Alter kürzer. Normalerweise erwacht man aus einer leichten Schlafphase oder direkt aus einem Traum. Das anschließende Aufwachen ist ein Zu-sich-selbst-Kommen im Sinne eines erneuten Einzuges in die körperliche Hülle.
Riten beim Einschlafen und Aufwachen zum Erinnern der Träume
Eine abendliche Rückschau auf die Tageserlebnisse, ein Gebet oder eine Meditation sind wirksame Vorbereitungen auf den Schlaf. Man spricht von der Psychohygiene des Abendgebetes: „Wer abends betet, schläft besser.“ Wer seine Träume „einfangen“ will, muß sie für wertvoll halten, neugierig darauf sein und sich an sie erinnern wollen. Hilfreich dafür ist vor dem Einschlafen der autosuggestive Satz „Ich werde nach einem Traum aufwachen“.
Beim Erwachen sollte man entspannt bleiben, die Augen geschlossen halten, den Traum durchgehen, bis er im Gedächtnis haftet, sich dann langsam aufsetzen, Licht anmachen und den Traum aufschreiben oder aufsprechen.
Der Schlaf und die Sinne
Im Schlaf liefert der Gleichgewichtssinn keine verläßlichen Informationen über die Wirklichkeit. Die außerordentliche Stimulation dieses Sinnes geht häufig mit Empfindungen des Fliegens, Schwebens oder Fallens einher. Es sind täuschend echte Halluzinationen, die keinen Schaden anrichten können.
Im Gegensatz dazu sind der Hör-, der Geschmacks- und der Geruchssinn sowie der Schmerz und das Gefühl für Berührung „tabu“. Diese Kanäle müssen „frei“ bleiben, weil ihre Blockade durch Trugwahrnehmungen die Überwachung der Außenwelt mit ihren realen Gefahren behindern könnte.
Geruch und Geschmack haben alarmierenden Charakter, so zum Beispiel bei Feuer.
Schmerzen finden keinen Eingang in den REM-Schlaf, da jede geträumte Pein die Aufmerksamkeit über reale Gefahrenmomente täuschen könnte. Die Schmerzlosigkeit des Traumes ist so legendär, daß man sich selbst kneift, um sich der Realität zu vergewissern.
Träume sind Stummfilme. Der Träumer hört keine wirklichen Laute, sondern verfolgt lediglich die stumme Produktion von Worten in seinem Sprachzentrum.
Schlafstörungen
Während der Schlafverlauf typenspezifisch ist, hängt die Schlafdauer vom Alter ab. Im Laufe des Lebens werden unsere Schlafzeiten immer kürzer. In den ersten Lebenswochen wechseln Wachen und Schlafen in den 24 Stunden des Tages völlig regellos einander ab. Feste Strukturen beginnen ab der 13. Woche. Neugeborene schlafen in der Regel 6, Kleinkinder 12, Erwachsene 7-9 und über Siebzigjährige 5,5 - 6 Stunden. Schlafstörungen sind in zivilisierten Ländern ein verbreitetes Leiden.
Man unterscheidet verschiedene Arten von Störungen. Benötigt man mehr als 30 Minuten zum Einschlafen, handelt es sich um eine Einschlafstörung. Häufig treten auch Durchschlafstörungen auf, das ist der Fall, wenn man länger als eine halbe Stunde wach liegt. Dazu zählt auch vorzeitiges Erwachen in den frühen Morgenstunden, etwa gegen vier Uhr. Außerdem gibt es den „First-Night-Effekt“: In der ersten Nacht in einem fremden Bett in einer neuen Umgebung schläft man oft nicht besonders gut.
Müdigkeit ist das beste Schlafmittel. Schlaflosigkeit ist eine schlimme Krankheit, wenn das Bett zum Ort des Schreckens wird.
Vor allem bei Durchschlafstörungen klafft das Verhältnis von Bettliegezeit und Schlafzeit oft weit auseinander. Es ist sinnvoller, aufzustehen und zu lesen oder umherzugehen, als lange Zeit wach zu liegen. Schlafrestriktion ist die entsprechende Therapie: Der Schlaf wird verkürzt, indem die individuelle Bettzeit der Schlafzeit angenähert wird. Mittels sehr geringer Schlafzeiten mit zunehmender Tagesmüdigkeit und vermehrtem Schlafdruck wird die Schlafzeit nach und nach gesteigert. Aber nicht die Dauer der Nachtruhe ist wichtig, sondern deren Qualität; entscheidend ist der Tiefschlafanteil.
Eine gefährliche Störung ist das Schlafapnoe-Syndrom, das sich vor allem durch Atemaussetzer manifestiert. Je nach Häufigkeit der Symptome ist das Tragen einer Schlafmaske erforderlich, um zum Beispiel das Risiko eines Sekundenschlafes beim Autofahren, eines Schlaganfalles oder eines Herzinfarktes zu verringern.
Oft haben Schlafstörungen seelische Ursachen. Gegen gelegentliche Störungen durch Streß, Hektik und Ärger kann man angehen durch leichte Abendmahlzeiten sowie Verzicht auf Alkohol, Koffein und Nikotin; denn Genußmittel stimulieren das Nervensystem. Stattdessen empfehlen sich entspannende Freizeitaktivitäten.
Schlafmittel sind keine Heilmittel; denn sie beseitigen nicht die Ursachen der Schlafstörung, außerdem verändern sie die Traumphasen. Es gibt kein chemisches Schlafmittel, das natürlichen Schlaf erzeugt. Die meisten Präparate betäuben nur und mindern so die Schlafqualität, da sie die im Schlaf ablaufenden Prozesse blockieren.
Versäumter Schlaf muß nicht vollständig nachgeholt werden, man kann aber auch nicht vorschlafen.
Der Schlaf ist wie ein Vogel. Streckt man die Hand ruhig aus, setzt er sich darauf; greift man aber nach ihm, fliegt er fort.
Johann Gottfried Herder (1744-1803):
Ein Traum, ein Traum ist unser Leben
Auf Erden hier.
Wie Schatten auf den Wogen schweben
Und schwinden wir.
Und messen unsere trägen Tritte
Nach Raum und Zeit;
Und sind (und wissen's nicht) in Mitte
Der Ewigkeit.
Siehe auch »Für den Spättyp ist um 9 Uhr morgens noch tiefe Nacht«.