1.2.2023

Bewältigung von Schuld

Wir sind so erschaffen, daß wir auch schuldig werden können. Aber wie oft erwähnen wir im Gottesdienst, daß wir Sünder sind und nicht würdig. Zu Beginn jeder Meßfeier klagen wir uns an: „Mea culpa, mea maxima culpa.“ Das rührt noch aus der alten Liturgie. Früher durfte man nicht zur Kommunion gehen, ohne vorher gebeichtet zu haben.

Natürlich sind wir Sünder. Wichtiger aber, als der Sünde auszuweichen, ist es, eine aktive Gottesbeziehung zu entwickeln. Es gilt also, unser Herz Gott voller Liebe zuzuwenden, anstatt einen fortwährenden Kampf gegen unser Dasein als Sünder zu führen.

Im Grunde gab und gibt es immer nur den einen Gott; die Menschen geben ihm nur unterschiedliche Namen, letztendlich ermöglicht jeder Gott, unter welchem Namen auch immer er verehrt wird, dem Menschen die Erfahrung der Transzendenz. Menschen, die wegen ihrer Sünden von ihrer Angst vor Gott gequält werden, fehlt oft jegliche Zuversicht. Möge es auch ihnen gelingen, an Gottes immerwährende Liebe zu jedem Menschen zu glauben.

Vermutlich war auch Jesus mit der herkömmlichen Denkweise von einem gerechten Richtergott erzogen worden. Aber er erfuhr einen gnädigen Gott. „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.“ (Lk 3,22) Gott ist kein Richter, sondern ein Liebender. Diese Feststellung revolutionierte die religiöse Denkweise. Aber Papst Franziskus (* 1936) ist der erste Papst, der die Barmherzigkeit Gottes vor die Gerechtigkeit stellt.

Jesus erlöst alle, die an ihn glauben, von dem Angst erregenden Richtergott und zeigt uns den mütterlichen Vater.