2.3.2019

Scivias – Wisse die Wege (12)

Der Mensch und seine Wege

Wege, egal ob in der Stadt oder in der Natur, führen uns in der Regel an eine Gabelung oder an eine Kreuzung. Dort müssen wir uns entscheiden, in welche Richtung wir weitergehen wollen. Manche Menschen gehen gerne immer denselben Weg, andere wiederum bevorzugen ihnen unbekannte Wege, um Neues kennenzulernen.

Eine besondere Art des Gehens ist das Schreiten. Als kultisches Schreiten hat es seinen Platz vor allem in der Liturgie, insbesondere bei Prozessionen, und ist Ausdruck der Bereitschaft, an Christi Hingabe im heiligen Opfer teilzunehmen. In der Ostkirche ruft der Diakon: „Mit Glauben, Gottesfurcht und Liebe tretet herzu!“

Wenn wir zu einem sakralen Ziel aufbrechen und dabei unseren angestammten Ort verlassen, begeben wir uns auf eine Wallfahrt. Am Ziel angekommen, gibt es dann hier und da das sogenannte Umkreisen des Heiligtums. Dabei haben wir dann nicht mehr das inzwischen erreichte Ziel vor Augen, sondern das Innere des Kreises und dessen Segenskraft, von der wir uns ganz erfüllen lassen.

Neben den Wallfahrten kennen wir Demonstrationen als Triumph-, Fest- oder Trauerzüge.

Gehen und Laufen dienen nicht nur unserer seelischen, sondern in großem Maße vor allem unserer körperlichen Gesundheit. Der Dauerlauf gilt zum Beispiel als optimale Vorbeugung gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und dient als natürliche Medizin auch der Aktivierung von Selbstheilungskräften. Depression kann beim Laufen, vor allem beim Joggen, dem High-Gefühl weichen.

Joggen kann aber auch zur Sucht werden. Dann entsteht die Unfähigkeit, sein Verhalten zu steuern.

Wichtig ist die „Fort“bewegung auf unserem inneren Weg. Dabei geht es um das „Sich-Heraus-lösen“ aus den uns umschlingenden Armen der Großen Mutter.

Auf diesem Weg hilft der Meister. Es gibt keinen Meister ohne Schüler und keinen Schüler ohne Meister. Der Meister ist die Antwort auf eine Frage. Somit ist der Meister nicht nur ein Mensch, den man sucht, sondern wir sollen die Antwort in uns selbst entdecken. Wir müssen das Wesen verkörpern, das durch uns hindurch spricht!

Wie und wohin bewege ich mich?

Zehn Geh-bote des Pilgerns

  1. Geh! Es gibt fürs Pilgern kein besseres Fortbewegungsmittel als das Gehen. Nur gehen! Darum geht es.
  2. Geh langsam! Setz dich nicht unter unnötigen sportlichen Leistungsdruck. Du kommst doch immer nur bei dir selber an.
  3. Geh leicht! Reduziere dein Gepäck auf das Nötigste. Es ist ein gutes Gefühl, mit wenig auszukommen.
  4. Geh einfach! Einfachheit begünstigt spirituelle Erfahrungen, ja sie ist sogar die Voraussetzung dafür.
  5. Geh alleine! Du kannst besser in dich gehen und offener auf andere zugehen.
  6. Geh lange! Auf die Schnelle wirst du nichts verstehen. Du musst tage- ja manchmal wochenlang unterwegs sein, bis du dem Pilgerweg allmählich auf die Spur kommst.
  7. Geh achtsam! Wenn du bewusst gehst, lernst du den Weg so anzunehmen, wie er ist.
  8. Geh dankbar! Alles – auch das Mühsame – hat seinen tiefen Sinn.
  9. Geh weiter! Auch wenn Krisen dich an deinem wunden Punkt treffen, geh weiter! Vertraue darauf: Es geht, wenn man geht.
  10. Geh mit Gott! Es pilgert sich leichter, wenn du im Namen Gottes gehst.