26.2.2019

Scivias – Wisse die Wege (8)

Die Füße und Beine in der Entwicklung des Menschen

Ein Baby liegt zunächst auf dem Boden. Dann bringt es den Körper immer mehr mit der Umwelt in tätige Berührung: Es hebt den Kopf, greift mit den Händen und strampelt mit Beinen und Füßen, robbt und krabbelt über den Boden, bis es schließlich aufsteht und geht. Mit diesen ersten Versuchen und Schritten, die die Eltern besonders beobachten, beginnt der Weg zur Freiheit und zur persönlichen Unabhängigkeit. Unsere Füße bleiben im Kontakt mit der Erde. Im Lotossitz kehren sich die Fußsohlen dem Himmel zu. Zu frühes und zu häufiges Dreiradfahren verhindert das Gehen und hemmt die Entwicklung.

Die Füße und Beine des Menschen bildlich
Eine Frage der Sphinx vor dem Stadttor von Theben im alten Griechenland lautete: „Was ist das für ein Wesen, das erst auf vier, dann auf zwei und schließlich auf drei Beinen geht?“ Antwort: Der Mensch!

Der Mensch ist Symbol der kosmischen Einheit: Der Kopf zeigt zum Himmel, die Füße zur Erde. Was bedeutet es, daß der Mensch auch seinen Fuß auf den Mond gesetzt hat?

Beim Menschen entspricht die Rundung des Schädels den Rundungen von Ferse, Ballen und großem Zeh. Zwischen Ferse und Ballen entsteht ein Brückenbogen – der Spann – . Den Füßen ist im Raum das Unten zugewiesen; die Füße und Beine sind beim Stehen zum Erdmittelpunkt gerichtet. Das Haupt zeigt nach oben, es ist zum Himmel aufgerichtet.

Die Verbindung von Kopf und Fuß zeigt sich auch dadurch, daß Füße das Eingangstor für Erkältungskrankheiten sind, die ja bekanntlich am Kopf ausgetragen werden. Den Fuß bringen wir mit dem Wesen und Charakter des Menschen in Zusammenhang. Ein Beispiel dafür ist das Märchen Aschenputtel (GHM 21). Damit der Schuh paßt, muß die eine Stiefschwester den großen Zeh abhauen, die andere ein Stück von der Ferse. Deformierte Füße deutete man früher als Hinweis auf einen schlechten Charakter. Der Teufel wird mit Huf, Klumpfuß oder Bocksfuß dargestellt. Jakob kann nicht mehr auf eigenen Füßen stehen, nachdem er mit Gott gerungen hat (Gen 32,26).

Die Frage „Wie geht's?“ zeigt, daß der Mensch von Natur aus ein Fußgänger ist, der sich immer wieder auf den Weg macht. Früher gab es vorwiegend den Pilgerweg oder die Heilige Reise und große Völkerwanderungen. Auch heute noch sind die Menschen in unterschiedlicher Weise unterwegs: Die einen als Vertriebene oder Flüchtlinge, andere als Reisende, Touristen oder Pilger. Der Weg nach Santiago de Compostela boomt. Während 1990 dort ungefähr 5000 Pilger registriert wurden, sind es inzwischen über 300.000. Auf Grund der großen Vielfalt an Verkehrsmitteln hat sich unsere Mobilität gesteigert, und wir haben zum Teil sogar das Gehen verlernt.

Wie mobil bin ich?