
19.4.2020
Sonntag der abzulegenden weißen Kleider
„Weißer Sonntag“ heißt der Sonntag nach Ostern, und viele Menschen beziehen diese Bezeichnung auf die weißen Kommunionkleider der Mädchen. Ursprünglich aber trugen die Täuflinge der Osternacht bis zu diesem Sonntag ihre weißen Taufkleider.
Weiß ist die Farbe des Lichtes, der Unschuld und der Reinheit. Sie öffnet einen Blick ins Helle. Sie ist die ungebrochene, dem Auge jedoch kaum erträgliche Fülle des Lichtes. Der Regenbogen läßt uns erkennen, wie viele Farben das Licht in sich birgt.
Von den weißen Tieren werden im religiösen Bereich vor allem die Taube und das Lamm genannt; beide sind Opfertiere wegen ihrer Unschuld. Noch heute werden in Rom am Fest der heiligen Agnes (21. Januar) Lämmer gesegnet, aus deren weißer Wolle die Würdezeichen (Pallien) der Erzbischöfe gefertigt werden.
Die Amtstracht der Kleriker war die weiße Tunika, ein langes Ärmelgewand aus weißem Leinen, heute noch in der Albe (lat. albus – weiß), dem Untergewand zum Meßgewand, erhalten. Die Brüder von Taizé tragen weiße Kutten während der Gottesdienste.
Ungebleichte graue Stoffe waren Zeichen der Armen und der Büßer. Früher mußte Linnen eigens gebleicht werden, um die weiße Färbung zu erreichen. So diente gebleichtes Linnen vorwiegend dem Gottesdienst und dem Kult. Schon die jüdische Priesterordnung der Spätantike schrieb die weiße Farbe vor. Die Reichen trugen gefärbte Stoffe, da Farbstoff kostspielig war, vor allem der Purpur.
Die Waschmittelwerbung spricht unter anderem von blendend-weiß, leuchtend-weiß und porentief-weiß.
Die Eskimos sollen 200 verschiedene Namen für die Farbe weiß verwenden.
In Indien ist die Trauerkleidung weiß, bei uns ist es die Kleidung für Freudenfeste, zum Beispiel als Taufkleid, Kommunionkleid und Brautkleid. Aber auch das Totenhemd ist weiß. Kandidaten (lat. candidus – glänzendweiß), Anwärter auf einen Übergang, tragen weiße Gewänder. So beginnt zum Beispiel in der Taufe der Übergang zu einem neuen Leben in Christus, und unser Lebensweg hat immer wieder Übergänge, und zwar bis zum Tod, dem Übergang in das Ewige Leben des Himmels.