1.2.2020

Spiegel der Erkenntnis

Unser Spiegelbild erkennen wir nur, wenn wir uns selbst kennen. Ein Mann stieg ermüdet in einen Bus. Im gleichen Rhythmus, mit dem er die Stufen hinaufkletterte, sah er sich gegenüber ebenfalls einen Mann einsteigen. Bei dessen Anblick dachte er: „Mein Gott, was ist das für ein heruntergekommener Mensch!“ Er hatte den Spiegel, der ihm gegenüber hing, nicht bemerkt.

Vielleicht sollten wir öfter einmal etwas in­ten­siver in einen Spie­gel schauen, um Neues in uns zu ent­decken, ganz gleich ob es ein Metall- oder Kristallspiegel oder eine spiegelnde Ober­fläche des Wassers ist. Dabei besteht wohl kaum die Gefahr, sich wie Narziß tödlich in das eigene Spiegelbild zu ver­lieben. Dennoch sollte man kritisch in den Spiegel schauen; denn der Teufel hat einmal einen Spiegel ge­macht, der alles Gute und Schöne ganz klein und verzerrt, aber alles Schlech­te und Gemeine riesengroß erscheinen läßt.

Siehe auch Impuls vom 5. Juli 2019 „Der Spiegel und ich“.