Totensonntag beziehungsweise Ewigkeitssonntag
Während die katholischen Christen am heutigen Sonntag das Christkönigsfest feiern, begehen die evangelischen Christen den Totensonntag beziehungsweise Ewigkeitssonntag.
1816 führte der preußische König Friedrich Wilhelm III. (1770-1840) das "allgemeine Kirchenfest zur Erinnerung an die Verstorbenen" am Sonntag vor dem 1. Advent ein.
Wahrscheinlich haben ihn verschiedene Gründe dazu bewogen. Es gab damals im evangelischen Kirchenjahr noch keinen Totengedenktag, und die sogenannten Freiheitskriege (1813-1815) hatten zahlreiche Todesopfer gefordert. Unter anderen konnten die Menschen nun auch dieser Kriegsopfer an einem besonderen Tag gedenken. Weiterhin vermutet man auch Wilhelms Trauer um seine 1810 verstorbene Frau Königin Luise (1776-1810) als einen Beweggrund für die Einführung des Totensonntags.
An Allerheiligen und Allerseelen zu Beginn des Monats November haben die katholischen Christen ihrer Toten gedacht.
Die Begegnung mit den Toten wirft die Frage auf, ob wir uns den eigenen Tod vorstellen können. Sie konfrontiert uns mit einem Mangel an Erfahrung. Beim Sterben eines Menschen dabei zu sein, läßt vermutlich Wünsche wach werden, wie man selbst sterben möchte. Wie oft muß man leben, um aus dem Tod klug zu werden? Sterben bedeutet, vom irdischen Leben Abschied zu nehmen. Es ist schmerzlich, sich des ungelebten Lebens bewußt zu werden. Ich habe den Eindruck, daß manche Menschen mehr Angst vor dem Leben haben als vor dem Sterben. Ich formuliere das gerne so: „Manche Menschen sterben mit 17 Jahren und werden mit 70 Jahren beerdigt.“ Dazwischen befindet sich ungelebtes Leben. Im Sterben wird bewußt, wieviel ungelebt geblieben ist. Wie kommen wir schon vorher zur Öffnung und Entfaltung des ungelebten Lebens?
Beim Sterben meiner Mutter war ich dabei und bei einer alten Frau, der ich die Krankensalbung spendete. In dem Augenblick, als ich ihr das Krankenöl auf die Stirn zeichnete, erfolgte ihr letztes Ausatmen, auf das kein Einatmen mehr folgte. Das Warten auf ein nicht erfolgendes erneutes Einatmen ist ein sehr anrührender Augenblick. Er entspricht dem ersten Einatmen eines gerade geborenen Kindes, das dann ein Leben lang im regelmäßigen Wechsel ein- und ausatmet.
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Was bereuen die Menschen im Sterben am meisten?
Eine Antwort gibt die Palliativpsychologin Hanna Salm in dem Artikel von Susanne Schuhmann vom 14. Oktober 2021 in der Zeitschrift Brigitte.
Predigt in Billerbeck