
21.2.2023
Umdeutung
Manchmal werden Dinge oder Ereignisse umgedeutet, indem man sie in einen anderen Zusammenhang stellt oder sie von einer anderen Warte aus sieht.
In den nächsten Wochen auf die Fastenzeit und Ostern zu läßt sich eine solche Umdeutung feststellen. Statt des Kreuzes war früher der Fisch das Zeichen der Christen. Als man nach Konstantin das Kreuz wählte, war dieses kein Leidenskreuz, sondern es war in ein Triumphkreuz umgedeutet worden. Das Leidenskreuz kam erst später.
In meinem Leben konnte ich vieles, was mir an Unangenehmem oder Bösem widerfahren ist, zum Vorteil für mich umdeuten. Es begann mit dem Tod meines Vaters 1942 in Rußland, als ich sechs Jahre alt war. Die Zeit, bevor mein Vater 1939 Soldat wurde, kann ich nur durch Fotos rekonstruieren und durch Begebenheiten, die ich von meiner Mutter erfahren habe. Danach kam mein Vater nur auf Urlaub nach Hause und war für mich eher ein Fremder. Die Trauer meiner Mutter und meiner kleinen Schwester nach seinem Tod und die Wiederheirat meiner Mutter haben mich in der Folgezeit offensichtlich bewegt, mein Leben selbst in die Hand zu nehmen, so daß ich mit 16 Jahren bereits von zu Hause fortging, um auf eigenen Füßen zu stehen.
Der Evangelist Lukas erwähnt eine Umdeutung, die Jesus nach seiner Auferstehung seinen Jüngern klarmacht: „Begreift ihr denn nicht? Wie schwer fällt es euch, alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben. Mußte nicht der Messias all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen?“ (LK 24,25f)