Umgang mit Schuld
Es gibt die Realität von Ps 32,3: „Da ich es wollte verschweigen, verschmachtete mein Gebein.“
Dr. med. Hans Kellner berichtete in seinem 1949 im Verlag Klett erschienenen Buch „Ein Arzt erlebt die Industrie“:
„Eine junge Arbeiterin hatte einen völlig abgestorbenen und bewegungsunfähigen Arm. Es ist bereits alles Mögliche versucht worden, den Schaden zu heilen: elektrische Ströme, baden, massieren, Heißluft; aber keinerlei Besserung wird erreicht. Nachdem die Orthopädie versagt, Versuch mit der Psychotherapie. Nach langen Widerständen bricht die tiefe Wunde im Leben der Frau auf. Sie hat den früher gesunden und jetzt kranken Arm dazu benützt, die wachsende Frucht in ihrem Leib mit der eigenen Hand zu töten. Der daraus entstandene Schuldkonflikt wurde so heftig, daß sie sich vom Unbewußten her selbst bestrafte mit dem Absterben des Armes, der das Schreckliche begangen hatte."
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Heutzutage suchen Menschen eher einen Psychotherapeuten auf, als daß sie zur Beichte gehen. Ein seelisch kranker Mensch begibt sich in psychotherapeutische Behandlung. Ein Mensch, der gegen sein Gewissen gehandelt hat und sich schuldig fühlt, geht zur Beichte.
Im Gegensatz zur Psychotherapie ist die Beichte ein Sakrament. Der Priester handelt in der Beichte als Mittler zwischen Gott und dem Menschen, in der Therapie spricht der Arzt in seinem eigenen Namen. Sowohl der Kranke als auch der Beichtende erfahren Heilung. Insofern stehen Beichte und Therapie nicht zueinander in Konkurrenz, sondern ergänzen sich, aber keine von beiden kann die andere ersetzen.
Siehe auch Psychiater Bonelli: Beichte bietet Ausweg aus Perfektionismus-Wahn.