27.4.2022

Verbindung der Gegensätze

Nikolaus von Kues (1401-1464): „Es ist etwas Großes, an der Verbindung der Gegensätze beständig festzuhalten.“

Gegensatz-Spannungen gab es zur Zeit des Nikolaus von Kues genug: zum Beispiel das Spannungsverhältnis von Papst und Konzil, Verbrennung des böhmischen Reformators Jan Hus (1369-1415) statt Anerkennung seiner Lehre, Spaltung der ost- und weströmischen Kirche. Es galt, die Gegensätze auszuhalten.

Eine mystische Erfahrung prägte das Leben von Nikolaus von Kues. Er schrieb unter anderem an einen Kardinal: „Es muss das dringendste Anliegen unseres menschlichen Geistes sein, sich zu jener Einfachheit zu erheben, wo das Widersprüchliche in Eins zusammenfällt.“ Daraus entstand der Gedanke, Gott sei der Zusammenfall der Gegensätze, wie es Meister Eckehart (* um 1260-1328) schon formuliert hatte.

Nikolaus von Kues: ,,Ich habe den Ort gefunden, an dem man Dich unverhüllt zu finden vermag [und deshalb auch sich!].  Er ist umgeben von dem Zusammenfall der Gegensätze. Dieser ist die Mauer des Paradieses, in dem Du wohnst. Sein Tor bewacht höchster Verstandesgeist. Überwindet man ihn nicht, so öffnet sich nicht der Eingang. Jenseits des Zusammenfalls der Gegensätze vermag man Dich zu sehen; diesseits aber nicht.“

Gott ist unfaßbar, fern, unbegreiflich, der Ganz-Andere. Aber darin ist er uns näher, als wir uns selbst sind. Da Gott nichts von allem ist, kann er alles und in allem sein.