2.6.2023

„Verliebt - verlobt - verheiratet!“

So hieß es früher. Damals gab es in den amtlichen Formularen zur Angabe des Familienstandes auch nur „ledig“, „verheiratet“ und „verwitwet“. Später kommt der Stand „geschieden“ und inzwischen auch „eingetragene Lebenspartnerschaft“ hinzu.

Der Wortverbindung in der Überschrift liegt der Gedanke zugrunde, daß alles nur einmal geschieht; denn man verliebt sich genau in die andere Hälfte, die einem selbst fehlt. Hat man sie gefunden, meint man oft, niemand könne sie ersetzen.

Für Platon (428/427-348/347 v. Chr. G.) liegt viel Wahrheit in dem Mythos vom geteilten Wesen, und wir sprechen immer noch von der „besseren Hälfte“.

Für den Zölibat galt entsprechend: „Er läßt sich leben, außer man findet die andere Hälfte.“

Doch auch da hat sich einiges geändert. Verlieben geht öfter, selbst wenn man seine bessere Hälfte gefunden hat. So entstand vermutlich der Spruch: „Appetit kannst du dir holen, aber gegessen wird zu Hause.“

Selbst immer mehr Repräsentanten unserer deutschen Politik zeigen, daß ,,verliebt - verlobt - verheiratet" seine Einmaligkeit verloren hat, man denke zum Beispiel an den ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder (* 1944) und Co.

Manche Menschen jedoch üben sich noch ihr Leben lang in Disziplin und halten aus und durch, wie es auch früher gängig war, als nach ,,verliebt - verlobt - verheiratet“ nur noch der Tod kam.

Nur wenige kommen auf die Idee, statt andere ändern zu wollen, um dann endlich die richtige Person gefunden zu haben, sich selbst zu ändern. Diesbezüglich gilt es, nicht nur zu lernen, andere zu lieben, sondern auch, sich selbst zu lieben und lieben zu lassen.

In der Bibel lesen wir: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit deinem ganzen Denken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Mt 22,37f)

,,Du sollst“ klingt nach einem Befehl. Läßt sich Liebe befehlen? Was wünschen wir uns sehnlicher, als lieben zu können? Wir dürfen lieben und uns lieben lassen. Aber da wird es für viele noch schwerer.

Als Beispiel für Sünde wird die Geschichte vom verlorenen Sohn oder gütigen Vater erzählt (vgl. Lk 15,11-32). Rainer Maria Rilke (1875-1926) vermutet, der Sohn sei gegangen, weil er sich von seinem Vater nicht lieben lassen konnte. Vielleicht besteht darin ein Großteil unserer Schuld und ist das der Grund dafür, daß Beziehungen zu Ende gehen.

Wir klagen häufig, nicht genug geliebt zu werden, aber nicht weniger oft kommt es vor, daß wir von der Liebe anderer erdrückt werden.

Wer nicht fähig ist, sich selbst anzunehmen, gern zu haben und zu lieben, kann sich auch nicht richtig lieben lassen; denn die Liebe des anderen wird für ihn immer Ersatz für die ihm fehlende Eigenliebe sein. Gottes-, Selbst- und Nächstenliebe müssen ausgewogen sein.