
12.6.2021
Vielfalt der Begrüßungsmöglichkeiten
Es gibt eine reichhaltige Palette, wie Menschen sich begrüßen.
Umarmungen sind als zärtliche Begrüßung wohl so alt wie die Menschheit.
Auch der Handschlag reicht weit in die Geschichte zurück. In der Antike war er ein Zeichen für Eintracht. Vor allem im Westen entwickelte er sich zum gängigen Begrüßungsritual.
Seit Corona gilt die Empfehlung, das Händeschütteln ebenso wie die Umarmungen und zahlreiche weitere Berührungen mit direktem Hautkontakt zu unterlassen.
Winken ist die Begrüßungsgeste, die jeder bereits als Baby gelernt hat.
In Japan gilt es, beim Winken besonders achtsam zu sein: Man muß, um jemanden zum Beispiel zu sich heran zu winken, die Handfläche nach unten halten; denn mit der nach oben zeigenden Handfläche winkt man nur Tiere zu sich.
Bei der traditionellen japanischen Begrüßung verbeugt sich der Rangniedrige länger und tiefer vor dem Ranghören. Frauen gelten selbst dann als rangniedriger, wenn sie Vorgesetzte sind.
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Die Geste, den Hut abzunehmen, reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Der Rangniedere erwies früher dem Ranghöheren die Ehre, indem er seinen Hut lüftete. Heute ist das Hutabnehmen nur noch eine Geste der Höflichkeit. Sie hat nichts mehr mit der Stellung der einzelnen Personen zu tun
Der Gruß „Namaste“ = „Verbeugung zu/vor dir“ ist eine vorwiegend hinduistische, aber außer in Indien auch in anderen asiatischen Ländern bekannte Geste der Begrüßung. Sie zeugt von Respekt vor dem Gegenüber. Laut Überlieferung soll Mahatma Gandhi (1869-1948) Albert Einstein den Gruß wie folgt erklärt haben: „Ich ehre den Platz in dir, in dem das gesamte Universum residiert. Ich ehre den Platz des Lichts, der Liebe, der Wahrheit, des Friedens und der Weisheit in dir. Ich ehre den Platz in dir, wo, wenn du dort bist und auch ich dort bin, wir beide nur noch eins sind.“ In der Zeit der Pandemie haben auch manche Menschen im europäischen Raum diese Geste übernommen.
Traditionell begrüßen sich die Maori, die Ureinwohner von Neuseeland, indem sie ihre Nasen aneinander reiben. Somit spüren sie den Lebensatem ihres Gegenübers.
Diese Geste findet sich auch bei den Eskimos.
Die Auflösung der Begrüßungsetikette ist vor allem in den Zeiten von Corona eine globale Erscheinung. Man hat sich unter anderem an die Berührung mit dem Ellenbogen gewöhnt.
Es geht bei der Begrüßung und dem Verabschieden nicht um uns selbst, sondern um unser Gegenüber. Man möchte miteinander in Kontakt treten und bleiben. Seit Menschengedenken vermittelt eine angemessene Begrüßung Sicherheit und Sympathie. Man schließt friedlich Verträge, indem man zum Beispiel die leeren Hände zeigt und zu erkennen gibt, keine Waffen dabei zu haben. Der gegenseitige Blick in die Augen verrät: Ich sehe dich und meine dich und meine es gut. Darauf kann man doch vertrauen und sich ohne viel Nachdenken führen lassen oder auch selbst die Führung übernehmen. Sollte es schiefgehen, gilt es, die Herausforderung auszuhalten.
Siehe auch Impuls vom 12. März 2020 – Begegnung in der Zeit des Virus.