
6.8.2022
Vom Sternenstaub zum Erdenstaub
Wir sprechen von der Geburt eines Sternes. So hat Gott auch den Menschen „geboren“, und eines Tages, wenn wir wieder zu Sternenstaub werden, aus dem wir wie Adam geformt sind, holt er uns heim.
Unsere Erde entstand vor rund viereinhalb Milliarden Jahren aus Sternenstaub. Dieser verklumpte zu sehr großen Brocken, sogenannten Planetesimalen, die sich aus ihrem planetaren Embryostatus nach Millionen von Jahren zu unserem heutigen Planeten Erde entwickelten.
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Erde ist das Symbol des Festen, nicht des Starren. Das Feste an der Erde ist aber nur ein Teil des Erdorganismus. Dieser besitzt ein Eigenleben. Die Erde selbst wiederum befindet sich im Zusammenhang mit dem Kosmos.
Der Mensch ist aus Erde geboren, in Verbundenheit mit der Heimaterde. Als Erdgeborener hat er die Erdenschwere, und diese will vom Geist, dem Odem des Lebens, durchblasen werden. Die meisten Menschen möchten in der Heimaterde begraben werden.
Trotz unseres Wissens empfinden wir die Erde als Mittelpunkt des Universums. Wir sind in unserem Dasein ständig auf sie bezogen und von ihr angezogen; denn wir stehen, gehen, sitzen und liegen auf ihr. Vor allem müssen wir auch geerdet sein wie ein Radio und mit beiden Füßen auf der Erde stehen. „Wer die Erde nicht berührt hat, kann den Himmel nicht erreichen!“ (Elisabeth Moltmann-Wendel 1926-2016)
Der Naturwissenschaftler Otto Philipp Albrecht Freiherr von Herzeele (*1821, † unbekannt) formuliert: „Das Lebendige stirbt, aber das Tote wird nicht geschaffen. Nicht der Boden bringt die Pflanze hervor, sondern die Pflanze den Boden.“ Die Erde bringt als die große Mutter das Leben hervor. Zunächst sammelte der Mensch nur Früchte. Der für das Überleben wichtige Ackerbau wurde dann Sache der Frau als Besitzerin des Bodens und der Ernte.
Der Mensch stammt aus der Erde, die Mutter ist nur die Vollenderin des Werkes der Mutter Erde. Deswegen vollzog sich bei unseren Ahnen auch die Geburt auf der Erde. Das Kind wurde auf die Erde gelegt, und der Vater hob es auf. Als Symbol für die Mutter Erde wird Maria oft mit Früchten in Händen dargestellt.
In der jüngeren Steinzeit dienten Höhlen als Kulträume. Sie sind ein Zugang zur Erdentiefe. Aber auch das Christentum geht in die Erde: Jesus wird in einer Felsengrotte geboren, Johannes tauft ihn an der tiefsten Stelle der Erde, und er wird in einem Felsengrab beigesetzt. In Jesus dringt Gott ganz in die Erdentiefe ein, so daß sie vollkommen von ihm durchdrungen wird. Die ersten Christen übten ihre Religion in den Katakomben aus. Vor allem in der Ostkirche gibt es zahlreiche Klöster und Mönchszellen in Felsen und Höhlen. Diese Klöster sind einerseits Grabeshöhlen, in der der Asket sein weltliches Leben begräbt, andererseits aber auch Auferstehungshöhlen. Auch die sich vorwiegend in ursprünglich romanischen Kirchen befindlichen Krypten erinnern in gewisser Weise an Höhlen. Moses (Ex 39,21-23) und Elias (1 Kön 19,12-13) erwähnen eine Epiphanie des Herrn in Verbindung mit einer Höhle. Für Franz von Assisi (1182-1226) und Benedikt von Nursia (um 480-547) waren Höhlen ein wichtiger Ort der Berufung.
Siehe auch Prähistorische Leichenverbrennung: Asche zu Asche, Staub zu Staub?