31.5.2022

Vom Wesen der Seele auf Erden

Ergänzung zu „Die Seele auf Erden

gerade gestorben

Wer einen Menschen sterben sah, kann sich vorstellen, daß es eine Seele gibt. Das Leben, die Seele, schwebt langsam aus dem Sterbenden heraus. Zurück bleibt der tote Körper.

unmittelbar nach der Geburt

 

 

 

 

 

 

Bei der Geburt ist es genau umgekehrt. Da blickt uns plötzlich jemand an, ein Mensch, der wie aus dem Nichts kommt. Dem letzten Atemzug beim Sterben entspricht der erste Schrei bei der Geburt. Solche Erlebnisse nehmen wir als Begegnung mit der Seele wahr; denn geboren werden bedeutet, eine Seele zu haben. Wahrscheinlich ist die Seele der Ort, wo die Liebe wohnt.

Siehe auch „Der Mensch im Augenblick der Geburt und des Sterbens“.

Wo sich die Seele im Leib des Menschen aufhält, weiß niemand. Ebensowenig wissen wir, wo Gott sich in der Schöpfung aufhält. Er ist in allem und so auch in uns. Der Versuch, die Seele oder auch Gott zu verorten, ist sinnlos; denn wir können beide weder begreifen noch verstehen.

Den eigenen Tod können wir uns nicht vorstellen. In ihm verwirklicht sich etwas, was wir noch nicht kennen. Es könnte der Höhepunkt des irdischen Lebens sein. Die Todesgewißheit gibt dem Leben seinen Wert. Die letzte Wegstrecke ist eine glückliche Periode, weil sie uns dazu bringt, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Weder der Geist noch die Seele läßt sich vom Leib absondern. Das Wesen der Geistseele ist Denken. Dieses ist auf Vorstellungen angewiesen, die der Leib vermittelt. Insofern ist die Geistseele mit dem Leib verbunden. Sie hat aber kein leibliches Organ, sondern ist ewig, im Gegensatz zum vergänglichen Leib.

Wenn sich im Sterben die Seele vom Körper trennt, ist sie nicht zunichte, sondern vereint sich nach der Auferstehung wieder mit einer anderen Leiblichkeit.

Bereits für den griechischen Philosophen Platon (428-348 v. Chr. G.) ist die Seele unsterblich.

Joseph von Eichendorff (1788-1857):

Mondnacht
Es war, als hätt’ der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt'.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis’ die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.