26.7.2022

Vor- und Nachteile des Alleinseins

Gott sprach: „Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht.“ (Gen 2,18) Diese war nicht als Arbeitskraft gedacht, sondern als Ergänzung des Mannes und Entsprechung zu seinem Wesen, ohne das er nicht wirklich Mensch wäre.

Die Ehe ist die engste Gemeinschaft zwischen zwei Menschen, die es überhaupt gibt. Und doch gilt Blaise Pascals (1623-1662) Aussage: „So fand ich, daß alles Unglück der Menschen einem entstammt, nämlich daß sie unfähig sind, in Ruhe in ihrem Zimmer zu bleiben.“

Viele Menschen empfinden das Alleinsein als sehr positiv. Es bedeutet frei und ungebunden sowie nur für sich selbst verantwortlich zu sein. Man kann sich die Zeit einteilen, wie man will, und wird durch niemanden gestört. Aus dem Alleinsein darf sich aber keine Einsamkeit entwickeln. Einsam ist mehr als Alleinsein. Es entspricht in etwa einer Einöde oder Wüste. Aber man kann auch unter vielen Menschen einsam sein. Besonders schlimm ist die Einsamkeit zu zweit.

Manchmal suchen wir das Alleinsein und wählen es ganz bewußt, ohne daß es von außen zugemutet oder aufgezwungen wird. Wir möchten uns zurückziehen, um einfach nur zur Ruhe zu kommen oder uns Gedanken zu machen.

Greta Garbo (1905-1990):

Ich habe nie gesagt: Ich will allein sein. Ich sagte: Ich will allein gelassen werden – das ist ein Riesenunterschied.

 

 

 

 

 

Viele Menschen fühlen sich einsam und allein, obwohl sie oft mit anderen zusammen sind. Weise ist nur, wer die Erfahrung der Einsamkeit gemacht hat.

 

Hermann Hesse (1877-1962):

Im Nebel

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.

 

Dag Hammarskjöld (1905-1961):

Bete, daß deine Einsamkeit der Stachel werde, etwas zu finden, wofür du leben kannst – und groß genug, um dafür zu sterben.