Es ist sinnvoll, nicht alles wahrzunehmen, was sich unseren Sinnen zeigt. Ansonsten käme es zu einer Reizüberflutung.
In einem vertrauten Umfeld orientieren wir uns an wenigen Merkmalen. Den Rest blenden wir aus.
Wenn wir in eine unbekannte Umgebung kommen, nehmen wir viel Neues und Fremdes wahr.
Oft sehen wir nur, was wir sehen wollen. Wenn wir uns zum Beispiel für einen neuen Autotyp interessieren, springt er uns plötzlich sofort ins Auge, obwohl wir ihn zuvor kaum beachtet haben.
Siehe auch Was nehmen wir wahr?
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Indianische Weisheit
Ein Indianer, der in einem Reservat lebte, besuchte seinen weißen Freund in der Großstadt. Er war verwirrt vom vielen Lärm, von der Hektik und von der schlechten Luft.
Die beiden gingen die Straße entlang. Plötzlich blieb der Indianer stehen und horchte auf. „Hörst du die Grille zirpen?“, fragte er seinen Freund.
„Du musst dich täuschen, hier gibt es keine Grillen. Und selbst wenn, dann würde man sie niemals bei diesem Lärm hören.“
Der Indianer ging ein paar Schritte und blieb vor einem mit Efeu bewachsenen Haus stehen. Er schob die Blätter sanft auseinander und fand die Grille.
„Ja, gut, du hast die Grille gehört. Dein Gehör ist aber auch besser geschult als meines“, gab ihm sein Freund zu bedenken.
Der Indianer schüttelte den Kopf: „Nein, das Gehör eines Indianers ist nicht besser als das eines weißen Mannes. Ich werde es dir beweisen.“
Er griff in seine Tasche, holte eine Münze hervor und warf sie auf den Gehsteig. Sofort blieben mehrere Leute stehen und sahen sich um.
„Siehst du, mein Freund, es liegt nicht am Gehör. Es liegt am Fokus unserer Aufmerksamkeit, was wir wahrnehmen und was nicht.“