Warum gehört den Kindern das Gottesreich (vgl. Mt 18,3, Lk 18,16)?
Weil sie zum Beispiel noch die Eigenschaft des Staunens haben. Als Erwachsene verlieren wir vielfach das Staunen, erfreuen uns aber am Staunen der Kinder, wie zum Beispiel an Weihnachten. Deren Staunen ist dann ansteckend und vermutlich die eigentliche Freude der Erwachsenen an Weihnachten.
Wer bei einem Spaziergang durch die Natur Eltern mit ihren Kindern beobachtet, kann miterleben, was das Staunen der Kinder ausmacht. Sie führen uns zu ihren Entdeckungen und lassen uns an dem teilhaben, was ihre Aufmerksamkeit in den Bann zieht und ihr Herz zum Staunen bringt. Ein solch staunendes Herz ist Erwachsenen oft abhanden gekommen, sei es durch die Mühlen und Mühen des Alltags, durch Erfahrungen, die statt zum Staunen, eher zum Fürchten waren, oder auf Grund einer durchoptimierten und abgeklärten Einstellung zu den Dingen. Die Fähigkeit zu staunen ist eine wichtige Voraussetzung, um alltägliche Ereignisse als Wunder zu betrachten.
Es gibt zwei Weisen, auf den Weg zu kommen, durch Staunen und durch Leiden. Kinder finden ins Leben über das Staunen. Es ist beneidenswert, wie sehr sie staunen können. Staunen hat immer etwas Geheimnisvolles an sich; denn es entzündet sich an etwas Neuem, noch nie Dagewesenem. Später, wenn der sogenannte „Ernst des Lebens“ beginnt, gewöhnt man den Kindern das Staunen ab. Dann muß uns das Leiden auf den Weg bringen.
Für Aristoteles ist das Staunen über nicht leicht zu erklärende Sachverhalte der Ausgangspunkt aller wissenschaftlichen Erkenntnis.