
4.11.2019
Warum ist nicht NICHTS?
Es gibt das NICHTS, aber es birgt zugleich die Fülle. Dieses seiende NICHTS und zugleich dessen Fülle ist die Transzendenz, die wir Gott nennen, und dieser ist ohne Raum und Zeit. ER ist Ewigkeit, das absolute JETZT. ER ist der Augenblick ohne vorher und nachher und für uns Menschen unvorstellbar. Die Zeit, in der wir auf Erden leben, ist eine Pause von der Ewigkeit.
Das NICHTS mit seiner Fülle ist Leben im Prozeß. Es ist ein Werden und Vergehen, für uns erfahrbar als Universum, das sich ausdehnt und im Schwarzen Loch verschwindet.
Wissenschaftler vermuten, daß es nicht nur ein Universum gibt, sondern unendlich viele Universa, eine Vorstellung, die wir nicht erfassen können.
Wir können uns im Raum drei Dimensionen vorstellen und bezeichnen eine vierte als Zeit, aber da wird es schon schwierig. So geht es auch den Wesen in der zweiten Dimension, die sich eine dritte Dimension als Raum nicht vorstellen können. Wir aber in der dritten oder gar vierten Dimension können beobachten, was die Wesen in der zweiten Dimension treiben.
„Gott ist größer, als Größtes gedacht werden kann, aber auch kleiner, als Kleinstes gedacht werden kann“. Den ersten Teil dieses Satzes hat Anselm von Canterbury (1033-1109) in seinem „Glaubensbekenntnis“ formuliert: „Et quidem credimus te esse aliquid, quo nihil maius cogitari possit – Und zwar glauben wir, daß du etwas bist, über das hinaus nichts Größeres gedacht werden kann.“ Die Erkenntnisse der heutigen Quantenphysik lassen auch den Vergleich mit dem Kleinsten zu. Beides entzieht sich unserer Vorstellungskraft. Gott ist in keinem Fall meßbar. Er ist undefinierbar und bleibt das unaussprechliche Geheimnis.
„Einen Gott, den es gibt, gibt es nicht.“ (Dietrich Bonhoeffer 1906-1945)
Gott ist kein Gegenstand, er ist nicht brauchbar, und er bringt keinen Nutzen. Es gibt ihn nicht in der Art, wie zum Beispiel ein Gegenstand neben dem anderen existiert. Er ist ein Wesen, das die menschliche Vorstellungskraft übersteigt. Es geht um das Gefühl der Abhängigkeit des einzelnen vom unendlichen Ganzen. Gott ist der Ursprung des Raumes und der Zeit aus dem Nichts. Jenseits der Dinge zeigt das große Ganze sein Gesicht nur verhüllt. Wenn wir die Welt als das Ganze betrachten, ist darin zugleich alles Einzelne ein je Anderes. Diesbezüglich ist Gott „der Ganz-Andere“, unfaßbar, fern, unbegreiflich.
Wir können ihn nicht sehen, weil er uns zu nah ist. Er ist in uns und wir sind in ihm. Und es gibt keine Grenze dazwischen, es sei denn als Prozeß der Durchlässigkeit.
Alles hängt mit allem zusammen. Es gibt nur das große ALL-EINE, in ihm ist ALLES in ALLEM. Dafür gibt es keine Beweise; denn unser Wissen ist dafür zu eingeschränkt. Da hilft nur der Glaube, der auf Erfahrung beruht. Hier ist die Mystik gefragt, die es in allen Religionen gibt, die alle an ein und dasselbe glauben, es nur unterschiedlich benennen und sich darüber streiten, wer Recht hat.
„Der Fromme von morgen wird ein Mystiker sein, einer, der etwas erfahren hat, oder er wird nicht mehr sein.“ (Karl Rahner 1904-1984) Hier wird Gott nicht als Objekt des Denkens erfaßt, sondern als Subjekt der Erfahrung, nicht als personales Gegenüber wahrgenommen, sondern als transpersonaler Seinsgrund. Was Karl Rahner bereits 1966 formuliert hat, ist in der heutigen Zeit der Globalisierung aktueller denn je.