
4.3.2019
Warum spielen Kinder Verstecken? – Suchen und Finden
„Suchet den Herrn, dann werdet ihr leben.“ (Amos 6,6)
Einem Rabbi wird das Kinderspiel zum Gleichnis.
Das Versteckspiel
Rabbi Baruchs Enkel, der Knabe Jechiel, spielte einst mit einem anderen Knaben Verstecken. Er verbarg sich gut und wartete, daß ihn sein Gefährte suche. Als er lange gewartet hatte, kam er aus dem Versteck; aber der andere war nirgends zu sehen. Nun merkte Jechiel, daß jener ihn von Anfang an nicht gesucht hatte. Darüber mußte er weinen, kam weinend in die Stube seines Großvaters gelaufen und beklagte sich über den bösen Spielgenossen. Da flossen Rabbi Baruch die Augen über, und er sagte: „So spricht Gott auch: ‘Ich verberge mich, aber keiner will mich suchen.’“
Erinnere Dich einmal an Deine Kindheit. Versetze Dich in die Momente, als Du mit anderen Verstecken gespielt hast, als Du Dich versteckt hast, aber keiner Dich suchte.
Warum spielen Kinder Verstecken? Sie üben Vertrauen ein; sie lieben es, gesucht und gefunden zu werden; sie lernen, daß eine Verbindung nicht abreißt, wenn man aus den Augen ist. Bei dem Spiel „Blinde Kuh“ werden einem Kind mit einem Tuch die Augen verbunden, während die anderen Kinder herumlaufen und es in unterschiedlicher Weise necken. Bekommt die „Blinde Kuh“ eines der Kinder zu fassen, ist sie erlöst und verbindet diesem die Augen. Das kindliche Versteckspiel ist ein Einüben auf das Miteinanderleben.
Ein besonderes Suchen ergibt sich für die Nachfolge. Habe ich schon die Person gefunden, der ich nachfolgen will? Es lohnt sich die Mühe, die Beste zu finden. Das zeigt deutlich die Geschichte vom heiligen Christophorus.
Suchen ist auch ein Einüben für die Suche nach einem Leben mit Gott. Aber es muß uns klar sein, daß wir nie ganz vom Suchen befreit werden; denn Gott zeigt sich uns erst vollkommen in der Ewigkeit, auf Erden offenbart er sich nur durch seinen Sohn Jesus, den wir aber oft übersehen.
Bin ich ein Suchender, ein Fragender? Mit welchem Gefundenen, mit welcher Antwort gebe ich mich zufrieden? Was mache ich, wenn ich beim Suchen ermüde, die Lust verliere? Ahne ich, daß ich unruhig bin, bis ich Gott gefunden habe? Augustinus (354-430) formulierte: „[...], denn geschaffen hast du Gott uns zu dir, und ruhelos ist unser Herz, bis es ruht in dir.“ Ein Trost ist das Wort von Blaise Pascal (1623-1662): „Tröste dich, du würdest mich nicht suchen, wenn du mich nicht schon gefunden hättest.“
Was ist für mich spannender? Suchen oder Verstecken?