22.8.2022

Was ist Altern, und wann beginnt es?

Das Altern und die Zeit hängen zusammen. Strenggenommen ist das Leben nichts anderes als Altern. Biologisch betrachtet, beginnt das Sterben in dem Augenblick, in dem die Nabelschnur durchtrennt wird.

Wenn wir ewig leben könnten, würde das Leben sein Maß von Jung und Alt verlieren. In der Begrenzung des Lebens liegt seine Schönheit.

Aber wann erleben wir noch einen Toten? Viele Menschen sterben nicht zu Hause. Die Leichenwagen sind kaum zu erkennen. Das war in meiner Jugend noch anders.

Der Tod ist eine Angelegenheit für Bestattungsunternehmen geworden, nicht für das Leben.

Wenn ich in der Zeitung die Todesanzeigen lese, stelle ich fest, daß immer mehr Tote im selben Jahr wie ich geboren sind. Mein Körper ist steifer geworden, ich kann nicht mehr so schnell laufen wie früher. Ich bemerke, daß ich schlechter höre und langsamer reagiere. Das Alter kommt näher, langsam, beinahe behutsam, und erinnert mich daran, daß auch ich keine Ausnahme bin.

Lediglich in den Träumen bringt sich das Altern nicht in Erinnerung. Dort existiert ein Reservoir der Zeitlosigkeit. Diese gibt es auch nach unserem Sterben bei Gott. Der Tod holt den Menschen aus der Zeit in die Ewigkeit, in seine eigentliche Heimat zurück.