
24.9.2022
Was ist ein echtes Jubiläum? 2
Das christliche Jubiläum
Das Christentum hat gegenüber dem jüdischen Jubiläum eine noch vollere und tiefere Bedeutung. Es handelt sich nämlich um eine allgemeine Vergebung, das heißt einen Generalablaß, den der Papst den Gläubigen unter gewissen Voraussetzungen in einem sogenannten Heiligen Jahr gewährt.
Aus theologischer Sicht beruht diese Vergebung auf dem Ablaß und der Befugnis der Kirche, diesen zu gewähren. Das Jubiläum bringt den totalen Erlaß der irdischen Strafe für die im Sakrament der Beichte bekannten Sünden. Die Kirche gewährt ihn, indem sie aus ihrem eigenen, von Christus und den Heiligen durch ihre unendlichen Verdienste angesammelten Schatz schöpft.
Der Jubiläumsablaß wird den Lebenden als Absolution und den Verstorbenen als Fürbitte erteilt. Historisch gesehen, geht diese Form des im Heiligen Jahr gewährten Ablasses, aus dem immer stärker werdenden Bedürfnis der Menschen nach Freiheit und Versöhnung hervor, das bereits das hebräische Jubiläum charakterisierte, und dem sich seit den frühen christlichen Jahrhunderten die Leistung eigener oder fremder guter Werke und Almosen hinzufügten. Zur Zeit der Christenverfolgungen erlangten die Schmäher und die Steiniger eine vorgezogene Versöhnung mit der Kirche durch eine Zeugenaussage eines Märtyrers zu ihren Gunsten. So schrie Stephanus vor seiner Steinigung laut: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!“ (Apg 7,59)
In der Folge wurde seitens der Kirche die Umwandlung der Strafe eingeführt, die durch Spenden und Pilgerreisen ersetzt wird. Weiterhin folgte die Gewährung von Ablässen. 1267 behauptete Umberto de Romanis O. P. (1200-1277), der Ablaß des Kreuzzuges sei das Jubiläum der Christen.
Wenn man bedenkt, wie stark die Sehnsucht nach einem totalen Straferlaß für die begangenen Sünden war, versteht man, daß die Christen Ende des 12. Jahrhunderts meinten, man könne in Rom an jedem hundertsten Jahrestag der Geburt des Erlösers bedeutende Ablässe erhalten. Daher war die Stadt Rom im Jahr 1300 wegen des Jubiläums von Pilgermassen überflutet.
Auf das Jahr 1500 geht der Brauch zurück, die römischen Privilegien im Folgejahr des Jubiläums auf die ganze Welt auszuweiten. Die Regeln für dieses Jubiläum liegen im Ermessen der lokalen Bischöfe.
Das Jubiläum beginnt mit der Öffnung der Heiligen Pforte.