14.9.2022

Was uns trennt und was uns verbindet

Es wäre ideal, wenn alle Religionen erkennen wollten, daß sie im Grunde alle dasselbe meinen. Sie wollen benennen, was für sie das Transzendente ist. Wir Christen nennen es Gott, der aber eigentlich nicht zu definieren ist.

In der F.A.Z. vom 3. August 2022 beschrieb Steffen Gnam unter der Überschrift „Vom Paradiese her ein stiller Glanz“ unter anderem, wie sehr sich der Buddhismus in Japan und das Christentum, das die Jesuiten dorthin brachten, unterschieden. Dabei wies er auf Sprachverwirrung durch Übersetzung hin: „So übersetzte Yachiro „Deus“ mit „Dainichi“, einem Wort für einen kosmischen Buddha, weshalb man im Christentum eine buddhistische Sekte vermutete.“ Das Christentum war für den Buddhismus eine Konkurrenz.

Inzwischen ist im Westen der Zen-Buddhismus angekommen. Viele Christen üben die Meditation. Ich persönlich fühle mich inzwischen auch als halber Buddhist; denn die Meditation, die ich seit den 1970er Jahren praktiziere, ist mir sehr wichtig geworden.

* * * * *

Seit meiner Kindheit zeigen sich im Christentum etliche Veränderungen.

Meine Generation durfte in der Schule nicht mit evangelischen Kindern spielen und umgekehrt. Auf dem Schulhof trennte uns ein weißer Strich. Wir lernten, was bei den Protestanten anders ist als bei den Katholiken. Heute wird aufgezeigt, was uns gemeinsam ist und vereint.

Corona verbindet in gewisser Weise alle Menschen unserer Erde und bietet die Chance, darüber nachzudenken, daß die Menschen, seit sie zu Bewußtsein kamen, an eine höhere Macht, als sie selbst sind, glauben. Warum ist es so schwer für die zahlreichen Religionen zu akzeptieren, daß das, woran sie glauben, doch dasselbe ist, sie es nur anders benennen?

Siehe auch Die Erfahrung der Transzendenz.