
9.7.2022
Wie Gott sein wollen
Wer Gott abschaffen will, will selbst werden wie Gott und vollkommen sein. Eine schmerzliche Erfahrung ist aber unsere Durchschnittlichkeit. Als Perfektionist fällt es mir sehr schwer, diese zu akzeptieren; denn ich muß mich mit der vollkommenen Unvollkommenheit begnügen. Wer alles perfekt fertig machen will, macht sich selbst fertig. Versuchen wir es erst garnicht.
Wir müssen lernen, mit Schwäche, Zerbrechlichkeit und schließlich Endlichkeit auf Erden umzugehen. Dazu gehört auch das Böse in uns, von dem die Theologen sooft sprechen. Die Psychologen bezeichnen es als Schatten, der zu uns gehört. Wir müssen lernen, uns unsere Schuld und unser Versagen zu verzeihen. Daß Gott es tut, dürfen wir glauben.
Mist gehört zu unserem Leben. Ein Vorbild könnte das Pferd sein. Es macht den Mist im Stall und zieht ihn aufs Feld. Wenn wir uns annehmen, wie wir sind, öffnet sich die Tür zur Veränderung.
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Gott erfahren wollen
Nirgends offenbart sich das göttliche Geheimnis mehr als beim Fragen, selbst beim Antworten nicht. Die Frage nach Gott ist die universalste der Menschheit, ganz im Gegensatz zur kirchlichen „Gottes-Wisserei“.
Gott ist in Jesus Mensch geworden. Diese Menschwerdung Gottes wird aber oft als Vermenschlichung Gottes mißbraucht, indem man ihn als zweite Gestalt neben Jesus dargestellt. Wir sollten und können uns kein Bild von Gott machen.
Liturgie läßt sich als zweckfreies Spiel vor Gott begreifen. Das Spiel ersetzt die fehlende Sprache für das Göttliche. Als Kinder haben wir die vorkonziliare Messe gespielt, und die Eltern haben uns die entsprechende Verkleidung ermöglicht.