
23.7.2021
Wie ist es um die Kirchen aus Steinen oder Beton bestellt?
Man baute früher vorwiegend aus Natursteinen, die behauen wurden. Dann brannte man Ziegelsteine, und mit Stahlbeton begann der Architekt Auguste Perret (1874-1954) das Bauen von Gebäuden, somit auch von Kirchen. Beton besteht aus zermahlenen Steinen, die mit Zement und Wasser zu einem Brei verrührt werden, der beim Trocknen steinhart wird. Die Kirche von Neviges (siehe Foto) besteht nur aus Beton.
Im Mittelalter errichtete man Kathedralen nicht aus Beton, sondern aus einzelnen Bausteinen. Als Maurerlehrling habe ich den Unterschied kennengelernt. Zwei Baustellen, an denen ich mitgearbeitet habe, waren Kirchen.
Die Stiftskirche in Kleve war im Krieg stark zerstört worden. Der Wiederaufbau geschah mit „Steinekloppen“, das heißt, die Steine aus den Trümmern der zerstörten Kirche wurden behauen und wieder eingesetzt. Was aber geschah mit den Fenstersimsen? Am vorderen Turmstumpf habe ich die „Sandsteine“ für die Fenster aus Beton geformt, die später durch echte Sandsteine ersetzt wurden.

Stiftskirche heute Quelle des Fotos
Am Liebfrauenheim an der Ackerstraße in Kleve habe ich meinen ersten Fenstersturz aus Ziegelsteinen gemauert, und der ist „drin geblieben“! In diesem Gebäude, das als Kindergarten und Kirche diente, habe ich später meine Primizfeier erlebt, zu der auch mein ehemaliger Chef aus der Maurerzeit gekommen ist.
Ob sich jeder Baustoff gleich gut für einen Kirchenbau eignet, ist die Frage. Warum können unsere mit technischen Mitteln errichteten Bauten nicht recht altern? Am Kölner Dom werden seit seiner Errichtung Steine ausgewechselt. Dies ist bei Beton nicht möglich.
Ich habe den Maurerberuf aufgegeben; denn ich wollte Kirchen nicht mit toten Steinen bauen, sondern mit lebendigen. Wie steht es aber um die lebendige Kirche?
Im Zusammenhang mit der Corona-Krise wurden die Kirchen leerer. Vielleicht fängt es mit der Kirche ohne Gebäude wieder an wie in der Urkirche. Auch da begann es mit der Hauskirche. Das Wichtigste dabei wird sein, wie schon im vorhergehenden Impuls angesprochen, daß die Transzendenz der Kirche erfahrbar und gelebt wird.