
21.1.2023
Seit wann gibt es die Institution Ehe?
Die folgenden Ausführungen basieren unter anderen auf Äußerungen von Marie-Luise Schwarz-Schilling (*1932). Demnach ist die Ehe erstmals vor mehr als 5000 Jahren in Mesopotamien dokumentiert. In der Jungsteinzeit lebten die Menschen vorwiegend in Sippen, deren Bildung auf von einer Ahnin abstammenden Blutsverwandten beruhte. Sex war unter den eigenen Sippenmitgliedern nicht erlaubt. Die Paarung sowohl der Frauen als auch der Männer fand in jeweils anderen Sippen statt. Die soziale Organisation beruhte also auf der Beziehung zwischen Mutter und Kind. Welcher Mann zur Zeugung des Kindes beigetragen hatte, war ungewiß. Nur die Mutter war immer sicher.
In der Frühzeit fanden sich viele Matriarchate, was unter anderem auch darin begründet war, daß die Frauen durch Ackerbau für das Überleben sorgten, während die Männer auf die Jagd gingen.
Ehen entstanden zu einer Zeit, als Unterordnung wichtig war. Für die Frauen und Kinder war die Sippe sicherer als die Familie.
Bei den Römern schloß der Pater familias, das männliche Familienoberhaupt, die Ehen. Erst seit dem Konzil von Trient (1545-1563) gibt es die Trauung in der Kirche vor dem Pfarrer. Damals sagte man: „Weil Du meine Frau bist, liebe ich Dich“, heute heißt es: „Weil ich Dich liebe, wirst Du meine Frau.“
Die Eheschließung vor der Geburt der eigenen Kinder ist zur Zeit im Abbau begriffen. Inzwischen heiraten Eltern meist erst nach der Geburt des ersten oder zweiten Kindes.
Die Zahl der „Patchwork-Familien“ nimmt zu. Da die meisten Frauen heute ihr eigenes Einkommen haben, können sie sich leichter scheiden lassen. Erfolgreiche und gute Alternativen zur Ehe lassen sich nach wie vor kaum finden. Auch die in den 1960er Jahren entstandenen sogenannten Kommunen sind gescheitert.
Siehe auch Frau und Mann und Themenfeld „Gebser“.
Predigt in Billerbeck am 22.1.2023
Sonntag im Jahreskreis A
Erste Lesung: Jes 8,23b-9,3
Zweite Lesung: 1 Kor 1, 10-13.17
Evangelium: Mt 4, 12-23
Der Apostel Paulus ermahnt die Korinther. „Seid alle einmütig, und duldet keine Spaltungen unter euch.“ (1 Kor 1,10) Könnte er dasselbe heute nicht auch zu uns sagen? Ich denke zum Beispiel an Rom, wo die deutschen Bischöfe sich wie alle fünf Jahre wieder melden mußten und ihr Anliegen zum Synodalen Weg vorstellten. Die Kurienkardinäle Luis Ladaria und Marc Ouellet machten den deutschen Bischöfen klar, was von den Plänen des Synodalen Weges alles nicht zu realisieren sei.
Auch Paulus mußte erkennen, daß nicht alles seinen Vorstellungen entsprach; denn es gab „Zank und Streit“ in den Gemeinden (vgl. 1 Kor 1,11).
Ein Grundübel für den Unfrieden unter den Menschen sind ihr Streben nach Macht und der gegenseitige Neid.
Das beginnt schon bei den Kindern, wenn sie behaupten: „Meine Mutter ist besser als deine, mein Vater verdient mehr als deiner, mein Bruder ist größer als deiner.“ Bei den Älteren erstreckt sich dieses Denken sogar bis in die gesundheitlichen Probleme, wenn sie zum Beispiel erklären: „Meine Krankheit ist noch schlimmer als deine.“ Vermutlich gibt es diese Zwistigkeiten schon seit Kain und Abel.
Der Mensch ist in seiner Polarität zwar so strukturiert, aber er kann an sich arbeiten und Licht und Schatten in Einklang bringen. Eine Möglichkeit wäre zu hinterfragen: „Was gilt denn als besser? Ist es das auch wirklich?“
Sicherlich müssen Ungerechtigkeit und Mißstände beseitigt werden, aber absolute Gleichheit läßt sich nicht erreichen; denn es gibt unterschiedliche Talente. Jeder muß mit seinen eigenen sinnvoll wirtschaften. Ein Orchester klingt erst dann gut, wenn die verschiedenen Instrumente harmonieren.
In einem Gebet der Töpfer von Taizé heißt es:
„Herr, mache mich zu einer Schale,
offen zum Geben – offen zum Nehmen,
offen zum Geschenktwerden.
Herr, mache mich zu einer Schale für dich,
aus der du etwas nimmst,
in die du etwas hineinlegen kannst.
Wirst du bei mir etwas finden,
was du nehmen könntest?
Bin ich wertvoll genug,
so daß du in mich etwas hineinlegen kannst?
Herr, mache mich zu einer Schale für die Mitmenschen,
offen für die Liebe, für das Schöne,
das sie verschenken wollen.“
Viele Menschen tragen im Sterbeprozeß ein sogenanntes Sterbekreuz bei sich. Ich persönlich stelle mir vor, beim Sterben meinen Kelch wie eine Schale bei mir zu haben; denn ich glaube fest daran, daß jeder Mensch zur Vollendung kommen soll und kommen kann und Gott uns befähigt hat, uns zu öffnen wie eine Schale, in die er seine Gaben für jeden einzelnen hineinlegt, so daß jeder aus den Umständen, unter denen sein Leben nun einmal verläuft, etwas Sinnvolles gestalten kann. Im Sterben wird Gott die Schale eines jeden Menschen entsprechend füllen, so daß alle sagen können: „Ich bin voll der Gnade.“
Damit ist jegliches Vergleichen nichtig. Unterlassen wir es doch bereits im irdischen Leben und entwickeln uns gemäß unseren Möglichkeiten!
Ich habe manchmal den Eindruck, daß die jungen Menschen noch an sich arbeiten, aber irgendwann damit aufhören und sozusagen bereits „sterben“, ehe sie schließlich im hohen Alter beerdigt werden. In der Zwischenzeit hat sich nichts mehr entwickelt.
Stellen wir uns doch einfach jeden Tag unseres Lebens als den besten vor, und leben ihn ganz im Hier und Jetzt, ohne an die Vergangenheit oder die Zukunft zu denken. So können wir auch gerade jetzt und hier im Gottesdienst erfahren, daß Gott in uns lebt und wir in IHM!