7.10.2022

Wie nachhaltig wirkt der Angriff auf Kleve vom 7. Oktober 1944 auf mich?

Vieles ist bereits in folgenden Impulsen zur Sprache gekommen:

Bombenangriff auf Kleve am 7. Oktober 1944

Was wäre gewesen, wenn ich am 7. Oktober 1944 unter den Trümmern des Hauses begraben worden wäre, aus dem ich durch ein Kellerfenster heil herauskriechen konnte?
Dieser Tag war ein Tag des Schreckens für die Stadt. Gegen 13.40 Uhr zer­stör­ten 335 englische Bomber inner­halb von 30 Minuten 80% der Bebau­ung. 1728 Tonnen Spreng- und 90 Zentner Brandbomben gingen auf den Kern der Stadt nieder. Dabei fanden 649 Menschen unter den Trümmern den Tod.

Kindheit in Trümmern

Nach der totalen Zerstörung von Kleve am 7. Oktober 1944 um die Mittagszeit folgten schwere Zeiten. Es blieb keine Zeit, wie sonst bei Luftangriffen den gegen­überliegen­den Luftschutzbunker in der Schule aufzusuchen. Wir, meine Mutter, meine Schwester und ich, konnten uns aus den Trümmern des zerstörten Hauses von Familie Hans Geurtz auf der Lindenallee 91, wo wir seit einigen Tagen lebten, retten.

Als wir aus dem Keller gekrochen kamen, erlebten wir die zerstörte Stadt. Raketen explodierten und manche Häuser standen in Flammen. Mit einigen Habseligkeiten machten wir uns auf den Weg nach Bedburg, wo wir für einige Zeit Unterkunft fanden.

Ich muß als Kind das Erleben wohl tief vergraben haben; denn das Nacherleben blieb mir bis heute, Gott sei Dank, erspart.

Nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine berichtete mir eine 89ährige Frau, die als Kind aus dem Sudetenland vertrieben worden war, sie könne die schrecklichen Nachrichten und Bilder nicht mehr ertragen, alle Erlebnisse von damals würden wieder lebendig und sie könne kaum noch schlafen. Sie lebt mit ihrem Sohn in einem sehr großen Haus und hatte das Bedürfnis, etwas Gutes zu tun. Seitdem sie ukrainische Flüchtlinge, eine Mutter mit zwei schulpflichtigen Kindern, in ihrem Haus aufgenommen haben, geht es ihr wieder besser.