6.9.2022

Wir essen uns krank

Ergänzung zu Wir essen, um zu leben, und leben nicht, um zu essen

Ich habe in meinem langen Leben in bezug auf das Essen viel erlebt. Meine Mutter ließ sich von einer Nachbarin, die ein Reformhaus hatte, beraten, wie sie mich richtig ernähren sollte.

In der Vorkriegszeit gab es genug zu essen, das galt für mich persönlich sogar bis zur Nachkriegszeit. Dann aber wurden die Lebensmittel knapp, und man mußte lange Schlange stehen, um mit seinen Lebensmittelkarten etwas zu bekommen. Ich erinnere mich, daß in Rizinusöl gebratene Kartoffelschalen eine Delikatesse waren. Vor allem nach der Währungsreform waren wieder mehr Lebensmittel verfügbar.

Ich habe ab meinem 15. Lebensjahr in Häusern gelebt, in denen das Essen auf den Tisch gesetzt wurde und es keine große Auswahl gab.

Heute versorge ich mich selbst, bekomme aber auch von Menschen, die mich besuchen, gelegentlich Essen mitgebracht.

Auch wenn wir heute immer weniger körperlich leisten, essen sich viele Menschen krank, indem sie sich ernähren wie Hochleistungssportler. Selbst Kinder leiden schon an Adipositas.

Fleisch zu essen, spielt nach wie vor für viele Menschen eine große Rolle, obwohl Ernährungswissenschaftler seit Jahren predigen, den Speisezettel vorwiegend mit pflanzlichen Produkten anzureichern oder sogar ganz auf tierische Produkte zu verzichten. Fleisch ist ein Produkt des Überflusses; denn zu seiner Erzeugung muß ein Vielfaches an pflanzlicher Nahrung verfüttert werden. Statt in Maßen zu genießen, wird oft doch noch übertrieben geschwelgt. Vegetarier leben gesünder. Vor allem bei jungen Menschen zeichnet sich erfreulicherweise zunehmend der Trend zu vegetarischer oder sogar veganer Ernährung ab.