30.1.2020

Wir forsten auf!

Ergänzung zum Impuls vom 28. März 2019 durch inzwischen aufgefundene Unterlagen

 

 

Als sich in den 1980er Jahren das Waldsterben ankündigte, wählte ein Brautpaar einen Baum als Bild für den Start in Ehe und Familie. Es gab seine Hochzeit für den 19. Oktober 1985 unter dem Motto bekannt: „Wir forsten auf und gründen einen neuen Stamm.“

 

Predigt

Liebes Brautpaar, liebe Hochzeitsgesellschaft!

Ein Baum ist mehr als ein Baum. Er ist ein Ursymbol. Bäume stehen den Menschen sehr nahe. Schon im Paradies ging es um den wichtigen Baum der Erkenntnis. An ihm siegte der Teufel, indem er Adam und Eva verführte (Gen 2,9). Die Apokalypse spricht am Ende vom Baum des Lebens (Offb 22,1).

Eine Legende erzählt:
Als Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben wurden, nahm Adam einen Zweig des Baumes mit, aus diesem Zweig wuchs das Holz für die Krippe und das Kreuz. Am Kreuzesbaum wurden Tod und Teufel besiegt, und den Menschen wurde das Leben neu geschenkt.

Ein Baum ist Sinnbild für Leben, auch für menschliches Leben. Der geheilte Blinde sagt im Evangelium: „Ich sehe Menschen; denn ich sehe etwas, das wie Bäume aussieht und umhergeht.“ (Mk 8,24) Wie der Baum steht der Mensch „verwurzelt“ auf der Erde und streckt sich aus zum Himmel.

Am Baum reifen die Früchte, wobei ein guter Baum gute Früchte hervorbringt. Khalil Gibran (1883-1931) formuliert: „Mein Herz ist ein Baum, beladen mit Früchten, die ich pflücke, um sie zu verschenken.“

Der Baum ist ein Ort der Liebe. In manchen Märchen schwören sich die Liebenden Treue und geben sich das Eheversprechen unter einem Baum. In die Rinde des Baumes schnitzen sie Herzen, meist in eine Buche, aber auch am Lindenbaum mit seinen herzförmigen Blättern treffen sich Liebende. In dem Lied „Am Brunnen vor dem Tore“ heißt es: „Da steht ein Lindenbaum / Ich träumt' in seinem Schatten / So manchen süßen Traum / Ich schnitt in seine Rinde / So manches liebe Wort.“ Bei der Linde lockt außer den herzförmigen Blättern auch der süße Duft der Blüten.

Liebes Brautpaar, Ihr habt zu Eurer Hochzeit das Bild des Baumes gewählt und in die Einladung geschrieben: „Wir forsten auf und gründen einen neuen Stamm.“ Darin liegt viel Hoffnung in einer Zeit, in der die Jugend von „no future“ und „null Bock“ spricht und an das Wort von Martin Luther erinnert wird: „Wenn ich wüßte, daß morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“

Ihr gründet einen neuen Stamm! Früher wurde auf Bauernhöfen meist vor dem Pferdestall ein Nußbaum gepflanzt. Er gehört zu den einhäusigen Gewächsen, bei denen die Blüten beider Geschlechter auf derselben Pflanze sitzen. Beide müssen zusammenkommen, damit es Früchte gibt. Bei Euch sind zwei Bäume mit einem Herzen verbunden, möge Eure Liebe wachsen und Frucht tragen.

Die Taube, die Noach verkündete, daß die Erde wieder bewohnbar sei, trug als Zeichen ein frisches Ölbaumblatt im Schnabel (Gen 7,11). Der Ölbaum war Zeichen des Lebens nach der Sintflut. Von ihm lebten die Menschen; aus dem kleinsten Samenkern wuchsen mächtige Bäume. Möget Ihr wachsen, so daß viele Menschen sich in Euren Zweigen und deren Schatten wohlfühlen.

 

 

So wurde das erste Kind angekündigt.

 

 

 

 

 

 

Dann kam ein zweites Kind auf die Welt.