
7.10.2019
Wir stehen auf den Schultern von Riesen
Am 7. Oktober 1944 hätte ich nach einem Bombenangriff auf Kleve tot unter den Trümmern liegen können, wie es vielen Klevern ergangen ist. Ich aber durfte leben und aus den Trümmern des zerstörten Hauses von Bekannten durch ein kleines Fenster ins Freie klettern.
Am 7. Oktober feiert die katholische Kirche den Gedenktag Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz. Ich habe mich als Kind gewundert, wie viele Menschen bei Bombenangriffen im Luftschutzkeller den Rosenkranz beteten. Der Rosenkranz mit seinen Perlen läßt sich mit der Kette der Ahnen vergleichen, die uns vorausgegangen sind.
Später erfuhr ich, daß viele meiner Vorfahren, die nicht im Wochenbett gestorben oder im Krieg gefallen waren, alt geworden sind. Jetzt gehöre ich zu den Alten und blicke zurück auf meine Vorfahren.
Wie oft vergessen wir, was wir unseren Vorfahren verdanken, und wie selten bedenken wir, wie wir mit unserem Erbe umgehen. Von den Pionierleistungen der Vergangenheit profitieren wir. Dem vorgefundenen Wissensschatz sollten wir unseren eigenen bescheidenen Beitrag hinzufügen, so kommt Fortschritt zustande. Die meisten meiner Vorfahren waren arme Leute und haben auf dem Land gelebt. Viele konnten weder lesen noch schreiben. Ich durfte das Abitur machen und studieren.
Unsere Aussicht auf den Schultern der Riesen sollte uns klarmachen, welche Verantwortung uns für die kommenden Generationen zufällt. Was hinterlassen wir ihnen nach unserem Ableben?
Bereits als Schüler und Student habe ich mich für meine Vorfahren interessiert und Informationen gesammelt. Auslöser war vermutlich eine „Ahnen-Tafel“ meiner Familie. Mein Großvater Johann Seeger hat sie nach dem 15. März 1936, dem Geburtstag von Hans-Karl Seeger, dem ersten Stammhalter in der Generation, begonnen. Den Sterbetag meines Großvaters, den 11. Juli 1939, und weitere Ergänzungen hat mein Vater Fritz Seeger eingetragen. Später setzte ich die Ahnentafel meiner Familie fort.
Ahnentafel Familie Seeger
Ahnentafel_Seeger
Während meines Studiums forschte ich in den Semesterferien in zahlreichen Archiven. Damals waren die Unterlagen noch in den Pfarrhäusern archiviert, heute befinden sie sich im Archiv des Bistums.
Ich habe mit den Recherchen 1962, zwei Jahre vor meiner Priesterweihe, aufgehört und nicht von allen Informationen eine Kopie erworben; denn das war damals noch sehr aufwendig und teuer. Die älteste Urkunde stammt von 1684.
Link zu den Ahnentafeln unter der Rubrik „Meine Vita“