
23.4.2022
Wozu sind wir geboren?
Eine Antwort gibt Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) im Türmerlied in Faust II: „Zum Sehen geboren, zum Schauen bestellt.“
Viele Menschen scheinen sich mit dem Sehen zufriedenzugeben und vergessen das Schauen. Mit all unseren Sinnen können wir eine derartige Intensivierung erfahren. So gelangen wir vom Hören zum Lauschen, vom Fühlen/Tasten zum Spüren, vom Riechen zum Schnuppern, vom Schmecken zum Verkosten. Es scheint etwas durch von dem, was hinter allen Dingen liegt, wie zum Beispiel das Schweben hinter dem Fliegen.
Schönheit und Kunst entstehen so im Auge des Betrachters. Um mit der geistigen Welt Zwiesprache zu halten, muß man fähig sein zu lauschen. Wer „nach drüben“ fragt und still ist, bekommt eine Antwort. Aus dem Gehen kann Tanzen werden, aus dem Sprechen Dichtung und Lyrik.
Und doch läßt uns all dieses Wahrnehmen nur erahnen, was einst auf uns wartet. „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist: das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.“ (1 Kor 2,9)
Simone Weil (1909-1943) „Die Zeit ist das Warten Gottes, der um unsere Liebe bettelt.“
Wir sollten unsere Warum-Fragen in ein Wozu verwandeln.
Siehe auch „Zum Sehen geboren, zum Schauen bestellt“
und WARUM oder WOZU?