20.11.2022

Würde Christus der König seine Kirche heute wiedererkennen?

Die erste Kirche Jesu lebte in Katakomben und war eine Martyrerkirche. Frauen wie Julia und Lydia, auch Diakoninnen genannt, waren am „Aufbau“ der Kirche ebenso beteiligt wie Männer, die noch nicht zu Priestern geweiht waren. Alle feierten die Feste des Herrn.

Erst später gab es eine starke Trennung zwischen Priestern und Laien. Wenn man in der Brockhaus Enzyklopädie etwas über Laien erfahren wollte, fand man lediglich einen Verweis auf den Klerus. Das Miteinander von Priestern und Laien in der Kirche braucht eine neue Grundlage.

Beim Priester-Symposium im Vatikan im Februar 2022 hieß es:  „Die Tagung hatte ein großes Anliegen, nämlich in der teils auch streitbaren aktuellen Debatte über Auftrag und Wesen des Priestertums das allgemeine Priestertum aller Getauften neu in Erinnerung zu rufen: Kraft der Taufe haben alle Christgläubigen, also nicht nur die Geweihten, einen priesterlichen Auftrag zu erfüllen.“

Viele Theologen meinen, das Unheil für die Kirche habe begonnen, als sie nach dem Tod von Kaiser Konstantin (zwischen 272 u. 285-337) in der sogenannten Konstantinischen Wende unter Kaiser Theodosius (nach 392) Staatsreligion wurde und die katholischen Würdenträger den Staatsbeamten gleichgestellt wurden. Bis heute haben sich Titel wie „Eminenz“ und „Exzellenz“ erhalten. Die Versuchung, vom letzten zum ersten Platz zu streben und damit äußere Machtstellung zu erlangen, hat der Kirche bisher kaum gutgetan. Die Lehre vom letzten Platz gilt nicht nur für die Amtskirche. Auch wir Priester müssen von unserem Sockel herunterkommen. So stellt sich die Gewissensfrage: „Bin ich bereit, der Diener aller zu sein?“ Die größte Schwierigkeit ist bis heute das Machtproblem, wodurch auch die Fülle des sexuellen Mißbrauches erst möglich wurde.

Im frühen Christentum spielte das Symbol des Fisches eine wichtige Rolle und war eng mit der Eucharistie verbunden.

 

Kaiser Konstantin hatte im Zeichen des Kreuzes gesiegt und die Kraft des Christentums erkannt. Er wollte den Christen eine Möglichkeit zur Entfaltung geben. Das geschah durch das Mailänder Toleranzedikt 313. Er selbst aber empfing erst auf dem Totenbett 337 die Taufe.

Auf Grund der Kreuzvision des Kaisers Konstantin am 28. Oktober 312 kurz vor der Schlacht an der Milvischen Brücke wurden Kreuz und Christogramm zu Hoheitszeichen. Da man das unverhüllte Kreuz immer noch als Schandmal betrachtete, war das Kreuz im Christogramm zunächst verhüllt.

 

☧ = XP = Chi-Rho sind die ersten beiden Buchstaben des griechischen Wortes Χριστός Christós (Christus). Den damaligen Christen bereitete es offensichtlich keine Schwierigkeiten, aus dieser heidnischen Form der griechischen Buchstaben I und Chi, die Anfangsbuchstaben des Namens Jesus Christus herauszulesen.

Eine Möglichkeit, dem Kreuz eine die Göttlichkeit betonende Erscheinungsform zu geben, bot das mit Gold und Edelsteinen geschmückte Kreuz ohne Corpus, die sogenannte crux gemmata.

Danach entstanden romanische Triumphkreuze mit österlich erhabenem, thronendem König Christus, dem Herrscher über den Tod.

 

 

Den leidenden Heiland am Kreuz schufen die Künstler erst später. Höhepunkt ist der Gekreuzigte auf dem Isenheimer Altarbild von Matthias Grünewald (1470-1528), der jeden Zentimeter der Haut Jesu als Wunde gemalt hat.

 

 

 

 

 

 

 

Die Kirche hat zwar viele Aufgaben für die Menschen übernommen, aber ihre eigentliche Aufgabe vernachlässigt. Wahrscheinlich muß sie wieder wie in der Urkirche mit der Hauskirche ganz von vorne beginnen. Das böte die Chance, in der Meßfeier das Heilige und Göttliche und damit die Transzendenz erfahrbar und gelebt zu gestalten.