„O wunderbare Speise ...“
Schriftstellen:
Erste Lesung: Apg 5,12-16
Zweite Lesung: Offb 1,9-11a.12-13.17-19
Evangelium: Joh 20,19-31
Prozession der Mädchen und Jungen zur Erstkommunion 1953
Quelle der Fotos: Wikimedia Commons / Author: Hans Lachmann / CC-BY 3.0 de (abgerufen 21.1.2019)
Der Weiße Sonntag ist zwar traditionell der Tag der Erstkommunion, an dem die Mädchen weiße Kleider tragen, ursprünglich aber geht er auf die Täuflinge der Osternacht zurück, die acht Tage lang das weiße Kleid trugen, das man ihnen bei der Taufe angezogen hatte, und gilt als Sonntag der „abzulegenden weißen Kleider“.
Aber die Kommunion hat auch mit Ostern zu tun und gehört zu den sieben Sakramenten: Taufe, Firmung, Eucharistie (diese drei empfingen die Taufbewerber am Tag der Taufe), Buße, Krankensalbung, Weihe und Ehe. Heutige Christen erfahren die Folge: Taufe, Buße, Eucharistie, Firmung ...
Ostern beginnt mit dem Abendmahlsgottesdienst am Gründonnerstagabend mit der Vergegenwärtigung dessen, was Jesus mit seinen Jüngern im Abendmahlssaal gefeiert hat. Uns ist diese Handlung sehr vertraut und erweckt daher weder Erstaunen noch Erschütterung.
Jesus hatte angekündigt: „Wer mein Fleisch ißt ...“ (Joh 6,50) Petrus sagt zu Jesus: „Du hast Worte des ewigen Lebens.“ (Joh 6,68)
Aussprüche wie „Ich habe dich zum Fressen gern!“ oder „Du bist zum Anknabbern süß!“ sind uns geläufig. Und nun spricht Jesus an diesem Abend den ungeheuerlichen Satz: „Das ist mein Fleisch ...“ (Lk 22,19) Kannibalismus?
Aber etwas anderes ist ebenso unfaßbar: Jesus nimmt Brot und Wein, Früchte der Erde und der menschlichen Arbeit, und diese Materie der Schöpfung wird zu Gott. Das läßt neidisch werden; denn in dieser Handlung kommt Materie zur Vollendung und wird zum Wunder der Wandlung.
Während der ganzen Fastenzeit ging es um Schuld und Sühne sowie um Opfer und Buße. Aber es kommt auf die Wandlung an, auf die Verwandlung unserer Schuld in eine „felix culpa – glücklichmachende Schuld“. An Brot und Wein lassen sich die Schritte der (Ver)Wandlung sehr gut aufzeigen:
„Brotpassion“ | „Weinpassion“ |
Jesus Christus wurde gesät, entsproß dem Samenkorn, stand in Blüte, wuchs, wurde gemäht, wurde gebunden als Garbe, wurde auf die Tenne gefahren, wurde gedroschen, wurde mit Besen gekehrt, wurde gemahlen, wurde zu Teig verarbeitet, wurde in einen Ofen geschoben, blieb drei Tage darin, kam heraus, und wurde als Brot von den Menschen genossen. |
Die Traube ist Jesus, die Kelter ist das Kreuz, der Wein ist das Blut, die Traube wird gemordet, die Traube blutet aus, die Traube wird ins dunkle Verlies des Kellers verbannt, die Traube wird im Keller geläutert, die Traube wird im Keller körperlos, der Wein kommt rein und klar wie das Licht wieder hervor.
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Wenn unser Wandel auf dieser Erde nicht dem Willen Gottes entspricht, wenn wir uns in die Absonderung, die Sünde, begeben, wodurch wir uns schaden, ist eine Wandlung vonnöten. „Μετανοείτε Metanoeite – Wandelt euch durch ein neues Denken!“ (Mt 4,17 par.) Aber dazu sind wir nur fähig, wenn Gott auch an uns das Wunder der Wandlung vollzieht.
Die Kommunion als Wegzehrung ist das eigentliche Sterbesakrament. Leider können es nur wenige Menschen empfangen, weil die meisten ohne Bewußtsein sterben. Die Kommunion ist Angeld und Unterpfand für die künftige Unsterblichkeit. Was an Brot und Wein bereits geschehen, soll auch an uns geschehen.
Ei – Larve (Raupe) – Verpuppung in einen Kokon – Schmetterling: Sinnbild der Auferstehung
Wir dürfen an unsere Auferstehung glauben und sie erhoffen. Hoffnung ist eine christlich göttliche Tugend. Können wir hoffen?
Vielleicht verwenden wir das Wort „hoffen“ genauso falsch wie „glauben“: „Ich glaube, daß heute Samstag/Sonntag ist“, „Ich hoffe, daß morgen schönes Wetter ist.“ Wie schönes Wetter aussieht, wissen wir und erwarten, daß es auch so sein wird. Hoffnung aber richtet sich auf etwas, was wir nicht kennen. Wir können es nicht einmal erträumen. Daher machen wir uns eigene Bilder vom Himmel, und manche Theologen meinen sogar zu wissen, wie es dort aussieht. Der sogenannte „Höllen-Bautz“ (Joseph Bautz 1843-1917, Prof. an der Universität in Münster) wußte selbst um den Hitzegrad in der Hölle.
Der Apostel Thomas wollte Jesus anfassen, um glauben zu können, und Jesus sprach zu ihm: „Sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ Was müßte Jesus uns sagen? „O wunderbare Speise ... und laß es einst geschehen, daß ewig wir dich sehen von Angesicht zu Angesicht.“ (Gotteslob 1975: 503)
„Aber kein Aug hat es gesehen, kein Ohr gehört, in keines Menschen Herz ist es gedrungen, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben." (1 Kor 2,9)
„Was darf ich hoffen?“, lautet eine existentielle Frage des Menschen. Hoffnung ist zu unterscheiden von vorausgenommener Erfüllung, die Jesus den Juden vorwirft, wenn sie sich auf Abraham berufen und meinen, ihnen könne nichts zustoßen. Aber: „Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken.“ (Lk 3,8)
Es gibt auch die vorausgenommene Nichterfüllung, dieser ist Judas vermutlich erlegen. Er sah keine Hoffnung mehr und erhängte sich. Aber auf einem Kapitel in der Kathedrale Saint-Lazare von Autun trägt Jesus Judas auf dem Rücken in den Himmel. Dort hatten die Künstler für Judas noch Hoffnung.
Sind wir auch unterwegs mit einer Hoffnung über dieses Leben hinaus? Wenn ich ganz still werde, spüre ich eine unbestimmte Sehnsucht in mir. Sie ist auf dieser Erde nicht zu stillen. Ich wüßte auch nicht einmal womit. Ich spüre nur sehr deutlich, daß sie vorhanden ist, und das ist für mich der stärkste Beweis, daß mit dem Tod nicht alles aus ist.
Bleiben wir unterwegs mit einer gemeinsamen Hoffnung auf die Erlösung der Menschen, auf die Erfüllung unserer Sehnsucht.
Die Eucharistie, die uns Jesus geschenkt hat, die nicht Belohnung für heiligmäßiges Leben, sondern Kraftquelle auf dem Weg ist, soll uns „jetzt und in der Stunde unseres Absterbens“ Wegzehrung sein.