7. Ostersonntag im Jahreskreis C – Siehe, ich kommen bald (2.6.2019)

Schriftstellen:
Erste Lesung: Apg 7,55-60
Zweite Lesung: Offb 22,12-14.16-17.20
Evangelium: Joh 17,20-26

Wir kennen vermutlich die Redewendung: „Jetzt ist Matthäus am Letzten!“ Wir sagen es, wenn es nicht mehr so weitergeht, wie gedacht. In Mt 28,19f steht aber die Aussendung der Jünger, der Taufbefehl und die Zusage: Ich bin alle Tage bei euch.

Heute haben wir quasi „Bibel am Lezten!“ gehört: Maranatha! Veni Domine Jesu! Komm, Herr Jesus! Ein Gebetsruf um die baldige Parusie, die Wiederkunft des Herrn.

Dieses „Veni“ verbindet sich mit dem „Veni Sancte Spiritus“ der Pfingstnovene. Im Heiligen Geist will Jesu bei uns sein, nicht erst am Ende der Tage.

Wir tun uns unendlich schwer, uns eine Unendlichkeit vorzustellen. Es wird leicht zu einer endlos langen Zeit. Wir brauchen ein vorher und ein nachher.

Aber Ewigkeit hat mit Zeit nichts zu tun, sie ist das Gegenteil von Zeit. Aus der zeitlichen Vorstellung hat höchstens der Augenblick ein gewisse Ähnlichkeit mit der Ewigkeit.

Die Offenbarung ist ein Trostbuch in der Zeit, als die Christen unter der Verfolgung litten. Aber nicht erst, wenn das alles vorbei ist, beginnt der Himmel. Gott ist jetzt da: „Ich bin bei euch, bis die Welt sich vollendet hat“ (Mt 28,20).

Wir hörten in der Lesung. „Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.

„Das A und O“ sagen wir, wenn wir das Wesentliche zum Ausdruck bringen wollen. Das ist nicht ganz richtig; denn Omega ist im griechischen Alphabet der letzte Buchstabe und entspricht unserem „Von A bis Z“.

In der Osternacht wurden die Buchstaben A und ῼ auf die Osterkerze gezeichnet: Ich bin nicht der Anfang, ich bin nicht das Ende. Ich bin alles.

Viele Dinge ermöglichen es, daß ein 100-Meter-Läufer die Strecke immer schneller läuft. Inzwischen sind es unter 10 Sekunden. Was ist, wenn er noch am Start ist und schon am Ziel? Das wäre das A und O in einem.

Die Ewigkeit Gottes ist jetzt. Die Transzendenz bricht ein in die Immanenz. Ist das nicht beruhigend? Und wo spüre ich das?

Wir denken vielfach in Ursache und Wirkung. Das ist hilfreich für vieles im Leben, aber nicht die einzige Betrachtungsweise der Wirklichkeit. Da gibt es noch den Zufall, den viele Menschen so abwerten: „Nur ein Zufall“. Ich will mir angewöhnen, mehr vom Zufall her zu denken: Es ist erstaunlich, was mir da so alles Tag für Tag zufällt.

Ähnlich ist es mit der Zeit. Wir leben meist nach dem Chronometer. Wie selten erleben wir den Kairos. Kinder leben noch ganz darin. Einem Kleinkind zu sagen: „Ich komme gleich!“ bedeut: „Ich komme nicht.“

Eigenartigerweise müssen wir Kinder werden, um den Himmel erfahren zu können.