„Völkern wandern zu deinem Licht, Könige zu deinem strahlenden Glanz!“ (Jes 60,3)
Schriftstellen:
Erste Lesung: Jes 60,1-6
Zweite Lesung: Eph 3,2-3a.5-6
Evangelium: Mt 2,-12
Aber so strahlend, wie es uns Krippendarstellungen zeigen und die Bibel es schildert, war der Glanz des nach Bethlehem führenden Sternes vermutlich nicht.
Wer auch immer diese Weisen waren, trotz ihrer Gelehrtheit müssen sie nach dem Weg fragen, um den König zu finden. Sie erkundigen sich im Tempel bei den Schriftgelehrten; denn diese müßten doch wissen, wenn in Jerusalem ein König geboren wird. Sie kennen die Schriftstelle genau: „Du, Bethlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Stätten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.“ (Mt 2,6)
Die Schriftgelehrten lesen diese Ankündigung, aber sie verstehen sie nicht. Während sie fromm und andächtig lesen, geschieht in ihrer Nähe genau das, was sie lesen, aber sie merken es nicht. Da müssen Fremde kommen und sie darauf aufmerksam machen.
Diese Fremden waren vermutlich Tempelpriester des Gottes Marduk, Menschen, die eine Sehnsucht im Herzen trugen. Als Sterndeuter projizierten sie diese Sehnsucht an den Himmel und sahen in der Konjunktion von Jupiter und Saturn im Zeichen der Fische ein besonderes Ereignis heraufkommen. Jupiter ist der Königsstern, Saturn der Stern Israels und das Zeichen der Fische steht ebenfalls für Israel.
Die Weisen deuteten eine dreifache Konjunktion als Hinweis, daß es einen neuen König der Juden geben werde. Alles Grund genug, sich auf den Weg zu machen, auf einen langen, weiten Weg, den sich Erzähler und Krippenschnitzer immer wieder ausgemalt haben.
Im Laufe der Zeit sind es drei Könige geworden, die drei Gaben bringen. Ich sehe in den drei Königen die drei Generationen dargestellt: Die Jugend, die Erwachsenen und die Alten, alle drei gemeinsam vor dem Gottessohn. Doch nicht allein die Darstellung der unterschiedlichen Generationen macht dieses Bild interessant, sondern die Art und Weise, wie sie sich verhalten, sagt viel über sie selbst und auch über uns persönlich aus, egal zu welcher der drei Generationen wir gehören.
Der alte König kniet vor dem Kind. Die Krone hat er abgelegt und meist auch schon das Geschenk abgestellt.
Der mittelalte König steht hinter ihm, dem Kind zugewandt und mit der Gabe in den Händen.
Der junge König steht oft abseits, näher bei den Tieren und Begleitern, bestenfalls mit Blick in Richtung des Kindes. Auch er hält sein Geschenk in den Händen.
Sie kennen vielleicht die Geschichte vom 4. König nach Edzart Schaper (1908-1984), der sich durch Gutestun so sehr verspätet, daß er erst bei der Kreuzigung auf Jesus trifft.
Mich hat eines Jahres erschrocken, als mir bewußt wurde, worin der Unterschied zwischen den Schriftgelehrten und den Weisen besteht. Die Schriftgelehrten sind zwar Wissende vom Kopf her, aber ohne Verbindung zu ihrem Herzen, wohingegen die Weisen zwar nichts Genaues wissen, aber eine wache Sehnsucht im Herzen tragen und sich auf den Weg machen. Sie suchen etwas, ohne genau zu wissen wo.
Wir wollen wenigstens den Ort, die Straße und die Hausnummer wissen, möglichst noch einen Stadtplan dabei haben, besser noch ein Navigationsgerät. Trotz dieses technischen Fortschrittes mache ich mir zu meiner Fahrtroute, vor allem in Bezug auf Autobahnkreuze, nach wie vor Notizen.
Ich wünsche mir, mehr ein Weiser als ein Schriftgelehrter zu sein, beides zusammen wäre ideal. Machen wir uns bewußt, daß wir als Königskinder auf dem Weg sind. Beim Propheten Jesaja heißt es: „Völker wandern zu deinem Licht, Könige zu deinem strahlenden Glanz!“ (Jes 60,3)